Import von MOX möglich

Vertrag zwischen den USA und Russland schließt die Nutzung in deutschen AKWs nicht aus, wirtschaftliche Gründe sprechen aber dagegen

HANNOVER taz ■ Auch deutsche Atomkraftwerke können mit Brennelementen aus abgerüstetem russischem Atombombenstoff betrieben werden. Nach Angaben von Greenpeace International schließt der Anfang September zwischen Russland und den USA abgeschlossene Vertrag über die Beseitigung von 34 Tonnen Plutonium keineswegs aus, dass auch die Mischoxid-Brennelemente später in deutschen AKWs zum Einsatz kommen. Wenn beide Vertragsparteien dem schriftlich zustimmen würden, sei ein Export der MOX-Elemente erlaubt, sagte gestern der Greenpeace-Atomexperte Tobias Münchmeyer. Präzedenzfälle für einen Einsatz von russischem Bombenstoff gibt es hierzulande bereits: Das AKW-Unterweser soll ab dem kommenden Wochenende mit vier russischen Brennelementen laufen, in denen Uran aus Atombomben verarbeitet wurde. Im Einsatz sind solche Brennelemente bereits im AKW Brokdorf.

Nach Angaben des Standortleiters von Siemens in Hanau, Helmut Rupar, soll über den Export der Brennelemente der Betrieb der Hanauer Anlage in Russland bezahlt werden. Geplant sei ein Finanzierungsmodell, bei dem die Anlage über die G-7-Staaten vorfinanziert und dann für einen symbolischen Preis für eine Mark an die Betreibergesellschaft übergeben werde, sagte Rupar gestern. Das Geld für den laufenden Betrieb solle dann durch die Nutzung von MOX-Elementen im Ausland erwirtschaftet werden. In Deutschland stieß der mögliche Import der MOX-Elemente auf heftige Kritik bei der Opposition und bei Umweltverbänden.

Gegen die Bundesrepublik als Abnehmer der russischen Brennelemente sprechen allerdings in den Augen des Siemens-Managers wirtschaftliche Gründe. Interessant seien die russischen Elemente vor allem für Länder, die kein eigenes Endlager hätten oder planten, da Russland die nur ins Ausland geleasten MOX-Elemente später wieder zurücknehmen wolle. Die deutschen AKW-Betreiber haben außerdem schon jetzt Probleme, das Plutonium aus der Wiederaufarbeitung in Frankreich und England über MOX-Elemente der vorgeschriebenen Verwertung zuzuführen. An dem Betrieb der MOX-Fertigung in Russland will sich Siemens Rupar zufolge nicht beteiligen: „Wir betrachten das ganze nicht als Siemens-Geschäft. Wir stellen die Anlage nur der Bundesregierung zur Verfügung, damit sie diese in ein internationales Projekt einbringen kann“, so Rupar wörtlich.

JÜRGEN VOGES