Pump Fiction am Ölmarkt

Ölfördermengen sollen neu verhandelt werden. Saudi-Arabien aus politischen Gründen bereit zu Erhöhung. Spekulanten treiben den Preis und verdienen prächtig

BERLIN taz ■ Öl ist so teuer wie seit zehn Jahren nicht mehr. An der Internationalen Rohölbörse in London kletterte der Preis für das schwarze Gold am Montag auf 32,85 Dollar pro Barrel (159 Liter). Grund für den Höhenflug sind Sorgen über Lieferengpässe im nahenden Winter, aber auch schrumpfende US-Lagerbestände. Dort befürchtet man, dass durch brennende Raffinerien in Texas und Schäden durch einen Hurrikan an einer weiteren amerikanischen Förderstation ein Engpass verschärft würde.

Die Verbraucherländer hoffen auf das für den 9. September angesetzte Treffen der Organisation Erdöl produzierender Länder (OPEC) in Wien. Dort wollen die Ölminister beraten, ob die Produktion angehoben werden kann. Diese Entscheidung könnte durch einen Mechanismus erleichtert werden, den die OPEC vor einigen Monaten eingeführt hatte. Dabei soll die Fördermenge ausgeweitet werden, wenn eine – mittlerweile seit 15 Tagen erreichte – Preisgrenze überschritten wird. Dann würden aber die zusätzlichen Förderquoten nicht auf alle Mitglieder verteilt werden, denn Kapazitäten haben nur noch Saudi-Arabien und die Vereinigten Emirate.

Abgesehen von dieser Regelung hat aber Saudi Arabien bereits guten Willen signalisiert und angekündigt, notfalls Opec-unabhängig zu handeln und weitere Förderkapazitäten auszunutzen, um den Ölpreis zu drücken. Das hat zum einen wirtschaftliche Gründe, denn die anhaltend hohen Preise bedrohen das amerikanische Wirtschaftswunder mit einer Rezession, was auch den Produzentenländern Einbußen bescheren könnte. Aber es gibt auch einen politischen Grund für die Handlungsbereitschaft Saudi-Arabiens: Amerikanische Soldaten beschützen das Land vor seinem Nachbarn Irak.

Um den Ölmarkt jedoch langfristig zu stabilisieren, sind nicht nur die Produzenten gefragt. So wies der Ölminister von Venezuela am Montag auf die Verantwortung der Verbraucher hin. Er bezog sich dabei auf die hohen Energiesteuern in den am meisten konsumierenden Ländern und auf Spekulationen an den Ölterminmärkten. Auf diesen sichern sich nämlich nicht nur Ölkonzerne, Zwischenhändler und Fluggesellschaften durch Futures und Optionen gegen den unstabilen Ölpreis ab, sondern hier verdienen sich auch Spekulanten eine goldene Nase, die mit Öl sonst nichts zu tun haben.

Die Zeitschrift The Economist stellt vorsichtshalber schon mal Lösungsvorschläge zusammen. Man solle beispielsweise den fossilen Brennstoff effizienter nutzen, den Energieverbrauch verteuern und den öffentlichen Transportsystemen endlich mehr Beachtung schenken, so das Magazin. Täglich verheizt die Menschheit zwölf Milliarden Liter Öl. Solange der Preis so hoch bleibt, sind allen voran Bauern und Lastwagenfahrer die Leidtragenden.

KATHRIN BURGER