Gutachter: Pflaster am Bahnhof wurde falsch verlegt

■ Baudeputation bemüht sich, die Ursachen der Probleme beim Umbau des Bahnhofsplatzes herauszufinden

Es gebe „keinen einzigen Anhaltspunkt dafür“, dass die Kostenüberschreitung um 73 Prozent beim Umbau des Bahnhofsvorplatzes „durch Fehlentscheidungen des Bauressorts entstanden“ sind, unterstrich der CDU-Baupolitiker Helmut Pflugradt ges-tern nach der Sitzungd er Baudeputation. Sein Koalitions-Kollege Carsten Sieling (SPD) ist da ganz anderer Ansicht: „Sowohl das Theater um das Pflaster wie die Überschreitung des Kostenrahmens sind Folge von Fehlentscheidungen, für die auch Bausenator Bernt Schulte Verantwortung trägt.“

In der Sitzung hatte die Wibera ihr Gutachten vorgestellt. Die Baufirmen hatten 1998 von Schulte für ihr Angebot von 14,7 Millionen Mark den Zuschlag bekommen, der Umbau des Platzes kostete dann aber 25 Millionen Mark. Ob jemand verantwortlich dafür war, sollten die Gutachter klären. Und sie fanden Erstaunliches heraus. So war ein und dieselbe Firma mit der Projektsteuerung und der Kostenkontrolle beauftragt, das Honorar für die Kostenkontrolle aber „nach der Höhe der anrechenbaren Kosten“ vereinbart. Die Wibera staunt: „Daß eine Firma sich selbst überwacht, führt zu inneren Konflikten, zumal das Honorar von der Höhe anrechenbarer Kosten abhängt, also mit jeder Auftragserweiterung steigt.“ Den Auftragserweiterungen war Tür und Tor geöffnet, weil die Ausschreibung vor der detaillierten Ausführungsplanung stattfand. „Aus wichtigem Grund“ hatte der Senator sogar den Auftrag zehn Tage vor der Sitzung des Vergabeausschusses vergeben, der die Entscheidung dann nur noch absegnen konnte. Hier habe es ein „willkommenes Einfallstor für Nachaufträge“ gegeben, sagen die Gutachter, ohne einen Etatposten „Unvorhergesehenes“ dafür einzuplanen.

Die Kostensteigerungen waren der eine Teil des kleinen Bauskandals am Bahnhofsplatz, das Pfaster der andere. Nachdem das schöne Plaster fertig war, stellte sich heraus, dass es die Belastungen der Busse nicht aushielt. Das Bauressort einigte sich mit der Baufirma auf einen Vergleich, ohne die Verantwortlichkeiten zu klären: Das Pflaster wurde durch Beton ersetzt. Für teures Geld gibt es also heute eine billige Beton-Fläche. Die Wibera-Gutachter haben in den Akten Hinweise gefunden, die die Gründe des Problems erklären könnten: Erstens wurden aus China Pflastersteine mit glatter Unterfläche geliefert, obwohl Steine mit rauher Unterfläche bestellt waren. An der Unterfläche sollten die Steine verklebt werden. Zweitens wurden die Steine in den Beton eingelegt und verklebt, ohne den Platz zeitweise für den Verkehr zu sperren. Beim Herausreißen war dann offenkundig geworden: Die Steine klebten gar nicht am Untergrund und der Beton hatte sich „nicht mit den Fugen verbunden“. Vermutlich hatte der Kleber, so die Gutachter, keine Zeit, auszuhärten, bevor der Stein den ersten Spannungen ausgesetzt war. Wer entschieden hat, die falschen Steine zu akzeptieren und unter starker Verkehrsbelastung zu verkleben, konnte gestern im Ausschuss nicht geklärt werden. Auch darauf bezieht sich eine der Gutachter-Empfehlungen: Wenn in Sitzungen Änderungen der Maßnahme beschlossen werden, sind die Kosten zu bedenken und „die Verantwortlichen in Protokollen zu benennen“. K.W.