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: Wer hat das Revival der Schulterpolster verbrochen?

Start-up in die 80er-Jahre

Widmen wir an dieser Stelle unsere Aufmerksamkeit dem Revival der 80er-Jahre, der Rückkehr von ärmellosen T-Shirts, Gelfrisuren, Wave-Frisuren, Schulterpolstern, Domestos-Jeans, Karohosen, Flügelarmhemden, Schweißbändern, Tennissocken, Cowboystiefeln, Kajalstiften, Elektropop, Longdrinks, Patrick Bateman und Aufzählungen. Die Entwicklung ist bemerkenswert, doch woher mag sie kommen? Da sich Entwicklungen bekanntlich nicht von selbst entwickeln, sondern von Entscheidungen getragen werden, hinter denen wiederum Entscheidungsträger stehen, muss diese Entwicklung folglich gewollt gewesen sein. Doch wenn das Revival der 80er ein gewolltes Revival ist, dann stellt sich die Frage – von wem? Die Annahme, dass Moden dabei von Modehäusern und Trendmagazinen lanciert werden, ist unmodern und führt zu nichts. Denn Moden sind in ihrer Entstehung niemals Einzelleistungen geschuldet, sondern werden von Massen getragen. Während Trends sich nicht verwirklichen dürfen, um Trends zu bleiben, müssen Moden sich durchsetzen, um überhaupt zur Mode zu werden.

Bei dem 80er-Revival haben wir es nun mit einer Mode zu tun. Zwar ist sie derzeit noch im Entstehen begriffen, doch schon jetzt mehren sich erste Anzeichen auch auf den Straßen Berlins, in den Clubs und einschlägigen Szenetreffs. Was vor einem Jahr noch ein „Style“-Verbrechen war, gilt mittlerweile als teuflisch, aber sehr, sehr gut. Dass „Fashion“-Accessoires dieses lange Zeit als scheußlich verschrieenen Jahrzehnts wieder als „hip“ gelten, ist insofern logisch, als dass intensive Beobachtungen und Studien zweifelsfrei ergeben haben, dass Moden stets chronologisch im Sinne der Erstverursachung wieder aufbereitet werden.

Auffällig und sehr interessant ist in diesem Zusammenhang, dass das Revival des vergangenen Jahrzehnts sich nun gerade zu Beginn eines neuen vollzieht. Untersuchen wir die Angelegenheit nach ihren symbolischen Gesichtspunkten: Sorgten die 70er in den 90ern nicht für ein hippieskes Laisser-faire, für eine indifferent entspannte Haltung, wie sie neben dieser gewissen Fin-de-Siècle-Stimmung für sich dem Ende zuneigende Epochen typisch ist? Bestimmt. Doch gerade diese Haltung ist zu Beginn eines neuen Jahrtausends nicht mehr gefragt. Sie ist unproduktiv.

Denn die Gegenwart ist von einer Aufbruchstimmung gepägt. Was die Broker der 80er, sind die Start-up-Unternehmer von heute. Insofern ist das Revival der 80er-Jahre notwendig, um befreit von altem Ballast in die Zukunft zu gehen. Es ist mehr als nur eine Mode, es ist eine Mode von gesellschaftspolitischer Relevanz. Es geht wieder um was. So könnte man es jedenfalls sehen. HARALD PETERS