Pickel oder Kind?

■ Neues Verhütungsmittel kann teuer kommen

Bis jetzt musste Dick Bauman, Mediziner bei proFamilia, noch keiner Patientin das neue Verhütungsmittel „Implanon“ in den Oberarm einpflanzen. Der große Ansturm wird wohl auch in Zukunft eher ausbleiben. Nach einer Info-Veranstaltung bei proFamilia war jedenfalls keine der anwesenden Frauen noch interessiert, die 560 Mark für das streichholzgroße Implantat der Firma Nourypharma abzudrücken. Das gestagenhaltige Mittel bietet zwar einige Pluspunkte: kein tägliches Pillenschlucken mehr und für drei Jahre konkurrenzlos sicheren Schutz vor einer Schwangerschaft. Implanon unterbindet Eisprung und Gelbkörperbildung; bis jetzt soll noch keine Frau mit Implantat schwanger geworden sein. Besonders begeistert scheinen die Frauen vom Stäbchen dennoch nicht zu sein. Die Abbruchquote liegt bei 30 Prozent, denn die Nebenwirkungen sind beachtlich. Brustschmerzen, Depressionen, unregelmäßige Blutungen, Akne in 15 und starke Gewichtszunahme in 20 Prozent der Fälle, so eine Studie der Uni Helsinki.

Im Vergleich zu anderen Verhütungsvarianten ist Implanon zwar billiger als die Pille, jedoch teurer als Kupfer- und Hormonspirale. Diese Rechnung geht nur auf, sollten die drei Jahre Tragezeit eingehalten werden. Ansonsten wird's teuer, denn zahlen muss frau vorm Einsetzen. Oder: „Dann hat man Pech gehabt“, wie es eine Frau auf der Info-Veranstaltung formulierte. Bauman sagte positiver: „Es ist ein tolles Mittel, wenn man keine Nebenwirkungen hat.“ Wenn.

Etwa 3.000 Frauen verhüten mit Implanon. Das Hormonstäbchen ist zwar erst seit Juni auf dem deutschen Markt, die Methode ist jedoch schon seit längerem bekannt. Vergleichbare Mittel werden in Amerika seit einigen Jahren vertrieben – mit großer Resonanz. So wird gegen den Implanon-Vorgänger Norplant in den USA fleißig geklagt: wegen heftiger Nebenwirkungen sowie Narbenbildung nach Entfernung des Stäbchens. In Großbritannien ist Norplant aus selbigen Gründen wieder vom Markt genommen worden. vv