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: STEFFEN GRIMBERG über öffentlich-rechtliche Erfüllungsgehilfen

Unrühmliches Gekicke

Was macht die Kirch-Gruppe, wenn sie nicht weiterkommt? Sie geht zur ARD. Genauer: Zum Südwestrundfunk, ins Fort Gonsenheim nach Mainz. Da sitzt nämlich der Herr Wiechmann im Justiziariat dieser nicht ganz kleinen ARD-Anstalt. Und der Herr Wiechmann, der hilft gerne weiter.

Denn die Kirch-Gruppe – genauer – ihr kühner Traum vom Pay-TV namens Premiere World hat ein Problem. Dort setzt man gerade alles auf die Karte Fußball, Kick1, Kick2, Kick3 heißen die Spezialkanäle für den Kick rund ums Leder. Kick21.de heißt aber auch ein neuer Online-Sportdienst, der Fußball-News aus ganz Europa ins Internet stellt. Und der ist damit schon etwas länger aktiv als Kirch mit seinem kostenpflichtigen Fernsehfußball-Gebinde.

Da nun heutzutage der Markenname über alles zählt, mahnte der in Göttingen beheimatete Internetneuling prompt die große Konkurrenz ab: Schließlich will das Start-up nicht für ein Online-Anhängsel von Premiere gehalten werden.

Genauso prompt entschied das Landgericht Frankfurt im ersten Verfahren für Kick21.de: Jawohl, Verwechslungsgefahr. Doch dann folgte die Widerspruchsverhandung, und in der konnten sich die Kirch-Anwälte durchsetzen: Tja, irgendwie doch keine Verwechslungsgefahr, befand dasselbe Gericht. Premieres Kick sei eben ausschließlich TV, Kick21.de ausschließlich Internet.

Hier könnte die Geschichte eigentlich zu Ende sein, doch die Kirch-Gruppe entwickelte plötzlich alttestamentarische Züge, aller moderner Medienmacht zum Trotz: Sie sann auf Rache. Denn wo kämen wir hin, wenn sich jeder „wilde Haufen“ (Kick21.de-Geschäftsführer Brandi über Kick21.de) mit den Großen der Branche anlegt.

Und hier kommt der SWR ins Spiel. Der macht nämlich schon seit Jahren ein Kinderprogramm mit dem schönen Titel „Kinder Info Kiste“, kurz: „KIK“. Also: Ran an den Speck. Für angeblich 20.000 Märker verkauft der SWR am 25. August die Rechte am Namen „KIK“ fürs Internet und anderswo auf zwei Jahre an die Premiere Medien GmbH & Co. KG. Und die rückt damit umgehend Kick21.de auf die Bude: Hier klingelten ja wohl jetzt alle Verwechslungs-Alarmglocken. Brandi und Konsorten sollen den umkämpften Namen herausrücken, verhandelt wird seit Freitag in Mannheim, Streitwert laut Kirch-Gruppe: eine Million Mark.

Der SWR hält sich schön aus allem heraus: Am gleichen 25. August hat der schon erwähnte Herr Wiechmann Premiere ermächtigt, zu tun, was es wolle – „im eigenen Namen und auf eigene Kosten“, versteht sich.

„KIK“ selbst hat übrigens gar kein Online-Angebot. Dafür bekommen bald bestimmt noch ganz andere Leute Post aus dem Hause Kirch. Unter kik.de erreicht man nämlich die KiK GmbH, „Leipzigs Computerdienstleister Nummer eins“ (Eigenwerbung). Und Kick.de? Das sind die Kicks selbst: Walter, Gabriele und die Kinderlein.