Erste Skizzen für Roma-Denkmal

Der Pariser Künstler Dani Karavan legt der Senatsbauverwaltung in wenigen Tagen seine Entwürfe vor

Nach Jahren der Diskussion nimmt das lange geforderte Mahnmal für die in der NS-Zeit ermordeten Sinti und Roma südlich des Reichstages langsam Gestalt an: der Pariser Künstler Dani Karavan wird der Senatsbauverwaltung in wenigen Tagen erste Ideenskizzen für das Denkmal im Tiergarten vorlegen.

Ende Juli verdichteten sich die Anzeichen, dass der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) seinen Widerstand gegen ein Mahnmal für die geschätzten 500.000 ermordeten Sinti und Roma im Stadtzentrum aufgegeben hatte: Er werde sich nicht mit der Bundesregierung darüber streiten, erklärte Diepgen. Er stellte jedoch die Bedingung, dass das Denkmal in seiner künstlerischen Gestaltung „ausdrucksvoll“ und in seinen Dimensionen „vertretbar“ sein solle. Bisher hatte sich die CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus stets gegen eine solche Gedenkstätte in der Mitte der Hauptstadt ausgesprochen.

Bausenator Peter Strieder (SPD) hat nach Absprachen mit den Sinti und Roma den aus Israel stammenden Künstler Karavan damit beauftragt, Ideenskizzen zu liefern. Wie Strieders Sprecherin Petra Reetz betonte, sei es dafür jetzt auch „höchste Zeit“: Man müsse in diese Angelegenheit nun endlich „Bewegung“ reinbringen. Angesichts seiner Werke sei man „optimistisch“, dass Karavan überzeugende Ideen vorstellen werde, sagte Reetz. Über Dimensionen und Kosten für das geplante Mahnmal gebe es jedoch noch keine genauen Vorstellungen. Konsens sei lediglich, dass es nicht die Größe des geplanten (jüdischen) Holocaust-Mahnmals haben werde. Dies sei ein nationales Projekt, zu dem der Bund einen Beitrag leisten müsse.

Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, hatte bereits erklärt, Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) habe ihm die Finanzierung durch den Bund zugesagt. Reetz sagte, auch ein Wettbewerb oder die Beauftragung anderer Künstler sei möglich. Karavan habe bisher keine Vorgaben bekommen. Eine gleichzeitige Übergabe des Sinti-Mahnmals mit dem (jüdischen) Holocaust-Denkmal sei „nicht unrealistisch“. Rose sagte, das Denkmal könne in zwei Jahren fertig werden.

Der Bezirk Tiergarten hält ein Grundstück am Rande des Tiergartens für das Mahnmal frei. Noch sei jedoch unklar, wo genau es dort stehen werde, sagte Reetz. Drei Orte seien in der Diskussion. Kulturstaatsminister Michael Naumann (SPD) hat die vorgesehene Fläche bereits befürwortet und sogar ein Grundstück des Bundes in Aussicht gestellt, falls das Land kein eigenes Areal für das Mahnmal zur Verfügung stellen sollte.

Die Menschenrechtsorganisation „Internationale Liga für Menschenrechte“ hat am Sonntag Abend zum fünften Mal in Folge zu einer „symbolischen Errichtung“ des Denkmals aufgerufen. Als Vertreterin der „Liga“ erklärte Bianca Wegen, man hoffe, dass nun die Weichen für das Mahnmal gestellt seien. Allerdings habe man beim (jüdischen) Holocaust-Mahnmal erlebt, wie lange sich so etwas hinziehen könne. Wenn das Sinti-Mahnmal sehr viel später fertig werde als das Holocaust-Denkmal könnte in der Öffentlichkeit der Eindruck entstehen, als sei dieser Gedenkort im Tiergarten sekundär – dies könnte als eine Hierarchisierung der Opfer verstanden und müsse deshalb vermieden werden.

Die Angst Diepgens vor einer zu großen Dimension des Denkmals sei mit Verweis auf die kleine, zugewiesene Fläche zu entkräften, so Bianca Wegen. „Das hat sich dann schnell erledigt.“ Die „Liga“ fordert den Bundestag und den Senat dazu auf, sich in einem Beschluss klar zum Denkmal zu bekennen. Dies solle zeigen, dass die Mehrheitsgesellschaft das Mahnmal wolle.

PHILIPP GESSLER