Unseliges Örtchen

Die taz führt an die wahrhaft bösen Orte dieser Stadt. Teil 7: Im Stadtpark hilft nur die In-die-Luft-halte-Methode  ■ Von Kaija Kutter

Der Urlaub ist vorbei, der Kindergarten hat noch zu, da müsste sich das lockere Feriengefühl doch irgendwie erhalten lassen. Also, warum keinen Tagesausflug zum Lieblingsspielplatz meiner Kinder, dem Areal rund ums Planschbecken im Stadtpark, machen?

Ein wunderschöner Ort, wie er oft kopiert werden müsste. Hohe alte Bäume produzieren soviel Sauerstoff, dass wir rammdösig davon werden. Spielgeräte - ein eigens nachgebauter Frachter, Rutschen, Schaukeln für Klein und Groß reihen sich aneinander, nicht zu vergessen, das eigentliche Planschbecken. Bevor es hier langweilig wird, werden Stunden vergehen.

Und das Gute, als Fritz Schumacher das Areal vor über 80 Jahren entwarf, hat er auch an die Mütter und Väter gedacht. Vom Café am Planschbecken lässt sich gemütlich das Treiben der Kids bei einem Glas Alsterwasser beobachten. Klar, dass die Kids auch was wollen. Cola, Pommes, Marshmellows und saure Dinos aus dem Kiosk.

Nur, wer trinkt, der muss auch mal. Nach der massiven Kampag-ne, mit der das Gartenbauamt uns im Frühjahr zu mehr Ordnung und Sauberkeit im Stadtpark ermahnte, machen wir dies natürlich nur dort, wo es erlaubt ist. Auf der Toilette.

„Sie sind aber mutig! Dass Sie hier barfuß reingehen“, pfeift uns eine Frau an, als meine Tochter und ich die Damen-Toilette betreten. Eine Erzieherin, die mit ihren 30 Kindern einen Stadtpark-Ausflug machte. „Eigentlich wollten wir unsere Kids hierherschicken, aber nää“, angewidert zeigt sie in den Raum und geht raus.

Zwei leere Langnese-Truhen stehen in der Ecke. Die Fliesen, die grau lackierten Türen, alles sieht alt und sehr benutzt aus. Rund um die Wasserhähne braune Ablagerungen mit schwarzen Punkten. Kalk oder Schimmel? Vor den beiden Kabinen mit Münzschlitz (drei Groschen) stehen zwei Damen an. Die dritte ist offen. Die Klobrille fehlt, Papier auch. Der Vorbenutzer hatte Durchfall. Mir wird übel, denke an meine Füße. „Lass uns rausgehen“. „Mama, ich muss aber.“Also gut. Die in die Luft-halte-Methode. Später, wir sammeln noch Kastanien, Ahornnasen und - was die Kinder erfinden - Müll für die Tonne, erledigen sie ihr Bedürfnis, weiß nicht wie, im Gebüsch.

Ein Ort, der schmutzig aussieht, muss nicht unhygienisch sein. Zwei bis dreimal am Tag putze er hier, sagt ein Mitarbeiter, den ich Tage später dort treffe. Bis zu 5000 Leute gingen hier am Tag aufs Klo. „Die machen alles kaputt“, er zeigt auf die fehlende Brille. Der Schaum aus seinem Lappen stellt die brauen Ablagerungen nicht infrage.

Man sei mit dem „baulichen Zustand“ auch nicht zufrieden, erklärt Peter Hansen vom Bezirksamt Nord. Wenn der Vertrag mit dem Pächter des Cafés eines Tages auslaufe, würden neue Toiletten gebaut. Erst dann. Bis dahin bleibt dies ein böses Örtchen.