piwik no script img

berliner szenenMiss Frost in Mitte

Wat kalt

An einem schönen Sommertag sollte die Miss Frost gekürt werden. In einem Hinterhof in Mitte, umrahmt von Menschen mit Fotoapparaten, Klamottenläden und weiß gedeckten Tischen wurde eine Bühne aufgebaut, in deren Mitte ein etwa ein Quadratmeter großes Stück Eis schmolz. Über diese Bühne schoben sich 20 Damen, eine nach der anderen, ausstaffiert von Designerinnen und beklebt mit Startnummern. Die Nummer eins trug ein süßes Nichts und mimte dementsprechend fröstelndes Erstaunen bei jeder Berührung mit dem Eisklotz. Nummer zwei schien im Strickkleid weniger zu frieren, Nummer fünf und sechs schmiegten sich lasziv an den tröpfelnden Eisklotz, so lasziv man sich an einen Eisklotz schmiegen kann. Im Publikum klatschten immer nur die FreundInnen der jeweiligen Nummer. Am Tisch gegenüber saß eine mollige Blonde mit einem pummeligen Töchterchen im Vorschulalter mit schwarzen Ledermini, schwarzen Nylons und Lackschühchen. Also die Tochter, nicht die Mutter. Gibt es Lack-Leder-Päderasten? Anscheinend gibt es aber infantile Fashion Victims: Obenrum trug das Kindchen ein Calvin Klein-Kinder-T-Shirt. Garantiert teurer als ein ganzes Puppenhaus. Zum Frösteln. JZ

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen