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: Low Noon

Tatort – Mord am Fluss

(So., 20.15 Uhr, ARD)

Den Tatort zum ARD-Jubelwochenende durfte also der Hessische Rundfunk beisteuern. Und weil Regisseur Klaus Gietinger schon immer mal einen Western drehen wollte, ihn aber anscheinend keiner lässt, spielte der nun am Main: mit den Guten vom Morddezernat, den Bösen von der Schrottmafia und den Bestechlichen von der Wasserschutzpolizei. Wasserschutzpolizei? Wasserschutzpolizei.

Das wirft interessante Fragen unter Kollegen auf („Sagen Sie mal, welche Delikte verfolgen Sie hier?“), beschert uns die dämlichste Bootsverfolgungsjagd der TV-Geschichte, und weil irgendwo zufällig noch ein paar Meter echt klasse Explosionsszenen rumlagen, darf der Komissar mitten im schönsten Showdown noch „Er hält genau auf das Kerosinlager zu!“ rufen. Dann explodiert es auch schon, und man denkt: Bei den Privaten wär das nur halb so schön, aber viel besser gemacht.

Der Mörder war Frau Krause, das wussten wir ab Minute 14, nur der Kommissar trödelte bis kurz vor Schluss. Mutter Krause gab besten Frontier-Stoff, nahm das Gesetz selbst in die Hand („Sie hätten ihn vielleicht eingesperrt. Ich habe ihn gerichtet!“) und nietete den korrupten Wasserschupo um. Der hieß Jan und hatte vorher den Krauseschen Sohn ersäuft, weil der was wusste. Und mittendrin Karl-Heinz von Hassel alias Sheriff Brinkmann wie ein greiser John Wayne, dem das schon alles ein bisschen zu viel wird („Polizistenmord. Die Stadt ist in Aufruhr, Chef“ – „Ich auch gleich.“). Assistentin Alice nahm dafür nie das coole Mützchen ab und stand Jans Geliebter Verena bei, die – das üble Los der Wasserschutzpolizei – ebenfalls mit drinhing und dann auch noch unpassend während irgend einer Erpresser-Szene mal musste: „Die Weiber – immer wenn man sie mal braucht, müssen sie pinkeln“, sagte Jan noch, Kuss, wir brüllten: „Kasperle, pass auf!“ in den Bildschirm, aber da war das Krokodil schon da, und Jan war hin.

Jetzt war natürlich Verena in Gefahr, prompt schoss es ihr direkt auf die Rübe, doch im Western gibt’s ja nur Streifschüsse, und so sagte Verena gut gelaunt: „Das ist nur ’n Streifschuss.“ Nutzt aber nichts: Später war sie doch tot, selbst der alte Sheriff bekam mit, dass es Frau Krause war, wir mussten mal pinkeln, und dann war der Film plötzlich zu Ende. STEFFEN GRIMBERG