schnittplatz
: Freundliche Übernahme

Alles easy bei der Woche: Der Chef tingelt weiter als Teilnehmer hochkarätiger Mediensymposien durchs Land – diesmal moderierte Manfred Bissingerdas ARD-Zukunftsforum – und verkündet nebenbei via Frankfurter Rundschau sein Amüsement ob der Tatsache, dass sich die Branche mal wieder heftig für sein Blatt interessiert.

Anlass ist natürlich der Ausstieg des bisherigen Woche-Mitinhabers Dietrich von Boetticher. Der war am Wochenende durchgesickert, wurde laut Bissinger aber schon länger geplant – und, so wird man den Eindruck nicht los, auch mit Erleichterung aufgenommen.

Die Woche, mit nur rund 46.000 regulären Abonnements bei einer verkauften Gesamtauflage von 130.000 Exemplaren ohnehin nicht gerade ein Kassenschlager, gehört jetzt wieder voll und ganz ihrem Verleger Thomas Ganske.

Und das ist gut so: „Wenn etwas in einer Hand ist“, vertraute Bissinger der FR gleich mit an, „erleichtert das doch vieles.“

In der Tat: Thomas Ganske gehören neben der Woche nämlich auch der Hamburger Jahreszeitenverlag und das Traditionsunternehmen Hoffmann und Campe. Und wo doch jetzt alles in einer Hand ist, und die anderen Geschäftsbereiche die nicht ganz kleinen Verluste der Wochenzeitung ausbügeln müssen, darf die Woche ab sofort mal für die anderen ran.

Die jüngste Ausgabe macht also ganz auf Hoffmann und Campe: Zwei volle Seiten Vorabdruck plus Titelgeschichte über die Joschka-Fischer-Biografie von Michael Schwelien und die „Volte“ des dicken Ex-Spontis zum asketisch-machtbesessenen Außenminister, der nicht nur seinen Bauch, sondern auch seine Ideale verraten hat. Verlag: siehe oben.

Das mag angehen, nur: Im Wirtschaftsteil begegnet dem geneigten Leser schon wieder ein Aufmacher als cross-promotion. Diesmal geht es um Michael Ridpath, den umgestiegenen Broker, der heute Börsen-Thriller schreibt. Und so gibt es unter dem schönen Titel „Profit und Leichen“ eine Seite Werbung für Ridpath und sein neues Buch, das ziemlich vorhersehbar „Feindliche Übernahme“ heißt. Genauso vorhersehbar ist der Verlag: Hoffmann und Campe.

Und morgen, wenn die neue Woche kommt? Da geht’s weiter, mit „Joschka Fischer und der Kosovo-Krieg“.

STEFFEN GRIMBERG