Die Welle rollt an

Mit einem Analysen-Papier zieht die Deutsche Welle in die Schlacht um ihre Unabhängigkeit

von PHILIPP DUDEK

Die Deutsche Welle (DW) schlägt zurück. Im August hatte Staatsminister Naumann Überlegungen zur Neugestaltung des Deutschen Auslandsrundfunks angestellt. Die Deutsche Welle soll sparen, sich nebenbei etwas reformieren und „eine bessere Verknüpfung des Angebots mit den Zielen der Außen- und Entwicklungspolitik“ per Gesetz geregelt werden.

Dass das der Deutschen Welle so nicht gefällt, ist klar. Ein Redakteursausschuss der DW hat jetzt eine schnittige Analyse erarbeitet, die die Rücknahme der ministeriellen Überlegungen fordert.

Natürlich begrüßt der Ausschuss eine breite Diskussion über die Rolle und die Zukunft des deutschen Auslandsrundfunks. Eine Debatte zu Gunsten der DW wäre den Redakteuren aber sicherlich lieber gewesen. Und so führen die Redakteure gewichtige Gründe ins Feld, die die Schlacht der Überlegungen und Analysen für die Deutsche Welle entscheiden sollen.

Der „Äther-Krieg“ ist noch nicht beigelegt

Schließlich hat man an einer anderen Front genügend zu tun. Die tapferen Redakteure ziehen nämlich in den „Äther-Krieg“. Dieser sei, so der DW-Redakteursausschuss, nicht mit dem Ende des Ost-West-Konflikts beigelegt worden. Lediglich der Schauplatz habe sich verändert. Natürlich stünden die westlichen Auslandssender in Konkurrenz zueinander. Die größten Konkurrenten seien allerdigs die reaktionären, fundamentalistischen und demokratiefeindlichen Sender.

Diese nutzen verstärkt die neuen technischen Möglichkeiten. Über Kurz- und Mittelwelle, UKW, Satellit oder Internet verbreiten sie ihre Demokratiefeindlichkeit. Der Deutschen Welle soll jedoch zu Hause der Hahn abgedreht werden. Von Investitionen in moderne Technik ganz zu schweigen.

Die Redakteure der DW fürchten gar eine geplante Zerschlagung des Senders durch die ministerielle Hand. Zudem wollen sie die Unabhängigkeit ihres Senders unangetastet wissen. Zu große Staatsnähe gefährde die Glaubwürdigkeit der Deutschen Welle. Aber gerade jene Glaubwürdigkeit ist es, die eine Vermittlung von Informationen, Hintergründen und Meinungen in einem internationalen Umfeld möglich macht.

Mehr Anerkennung für die Deutsche Welle

Abgesehen von ihrem Einsatz für ihren nicht viel beachteten Kampf für die Demokratie kritisieren die Redakteure, dass ihre Leistungen ungenügend gewürdigt würden. Ganz besonders als Instrument der deutschen auswärtigen Kulturpolitik hätte man sich von Staatsminister Naumann in seinen Überlegungen mehr Anerkennung erhofft.

Auch die von Naumann angedachte Zusammenarbeit zwischen DW sowie ARD und ZDF kommt für den Redaktionsausschuss in seiner Analyse nicht in Frage. Die unterschiedlichen Zielgruppen und ein vollkommen anderer Informationsstand der Zuschauerschaft machten eine Kooperation mit den Öffentlich-Rechtlichen unzweckmäßig.

Kurz: Die Deutsche Welle fordert nicht nur eine Rücknahme der naumannschen Überlegungen, sie würde dem Bundesbeauftragten für Kultur und Medien am liebsten mehr Geld abknöpfen.

Denn „der Finanzierungsrahmen muss dem Programmauftrag und der politischen Bedeutung angemessen sein“, so die Analyse des DW-Redaktionsausschusses. Ansonsten könne Deutschland im internationalen Wettbewerb der Systeme nicht weiter präsent sein.

Und da der Zweck bekanntlich die Mittel heiligt, wurde am Ende der DW-Analyse auch nicht vergessen, den Bundeskanzler lobend zu erwähnen: „Die stärkere Gewichtung der Bundesrepublik Deutschland im weltpolitischen Dialog – der Auftritt des Bundeskanzlers vor der UNO-Vollversammlung spiegelte das eindrucksvoll wieder – muss ihre Entsprechung über die mediale Darstellung mittels Auslandsfunk finden.“

Also wenn das mal nicht ein paar Milliönchen wert ist, Herr Naumann.