Wer bis drei nicht auf den Bäumen ist

Die Headhunter-Branche boomt: Personalberater sind als moderne Abart des Kopfjägers überall und immer auf der Suche nach qualifizierten Fachkräften. Mit ihrer Hilfe jagen sich die Unternehmen gegenseitig die Mitarbeiter ab. Neuerdings auch im Netz

von MARTIN KALUZA

Sind Sie eine qualifizierte Fachkraft? Am besten Programmierer oder Ingenieur? Dann stehen Sie bekanntlich hoch im Kurs. Von Siemens über SAP bis zur kleinen Programmierbude – alle suchen sie: Softwareexperten, Ingenieure, Führungskräfte. Der Markt ist praktisch leer gefegt. Als Anfang des Jahres die Debatte um die Green Card für Computerexperten so richtig in Gang kam, meldeten sich postwendend andere Branchen zu Wort: Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) rechnete vor, dass der Mittelstand ausländische Experten genauso dringend brauche wie die IT-Branche, und die Arbeitsämter meldeten 30.000 freie Stellen für qualifizierte technische Berufe.

Eine Stelle einfach im Anzeigenteil der lokalen Gazette auszuschreiben reicht nicht mehr aus, um an neue Mitarbeiter zu kommen. Und wo nicht genug neue Kräfte ausgebildet werden, jagen sich die Unternehmen ihre Fachkräfte gegenseitig ab.

Um es mal griffig auszudrücken: Headhunter haben Hochkonjunktur. „Personalberater“, so die offizielle Branchenbezeichnung, machten im letzten Jahr in Deutschland einen Umsatz von 2 Milliarden Mark.

Auf ihrer Suche nach Spitzenkräften schalten die Headhunter Annoncen, gehen aber bislang vor allem den direkten Weg: Der Jäger greift zum Telefon, lässt sich bei den Konkurrenzunternehmen seines Auftraggebers unter wüsten Vorwänden durchstellen und fragt seinen Wuschkandidaten unverblümt, ob er sich vorstellen könnte, den Arbeitgeber zu wechseln. Das ist nicht besonders schön, soll aber ganz effektiv sein. Und neuerdings entdecken die Personalberater auch das Internet für sich. Futurestep, eine Tochter der auf Führungskräfte spezialisierten Korn/Ferry International mit Hauptsitz in Los Angeles, sammelt unter www.futurestep.de die Profile von MangerInnen und solchen, die es werden wollen. Die Firma hat dafür eigens ein so genanntes Online-Assessment-Center entwickelt: ein Bewerbungsverfahren, das ausschließlich über das Internet abgewickelt wird und die Bewerber automatisch vorsortiert.

Eine Stunde dauert die Registrierung mindestens, unzählige Fragebögen sind auszufüllen, und am Schluss gilt es, eine knifflige Aufgabe zu lösen – eine Mischung aus Personalfragebogen und Psychotest. Um das dem Surfer noch schmackhafter zu machen, bekommt er – sind die Daten einmal komplett – ein Feedback, in dem neben dem persönlichen Eigenschaftsprofil auch gleich handfeste Karriere- und nicht zuletzt (unverbindliche) Gehaltsaussichten aufleuchten. Den Auftraggebern verspricht Futurestep, ihre vakanten Führungspositionen binnen 30 Tagen zu besetzen. Hat der Bewerber die Präselektion glimpflich überstanden, meldet sich bald ein Berater, um die Stellenangebote zu präsentieren, die es – so heißt es – nirgends sonst gibt.

Den Bewerber kosten Registrierung, Test und Feedback keinen Pfennig. Zahlen tut der neue Chef – branchenüblich wäre das ein Drittel des ersten Jahresgehalts. Und geht den Huntern erst mal jemand ins Netz, lassen sie ihn so schnell nicht wieder los: Es ist wunderbar einfach, auf der Seite einmal eingegebene Daten zu korrigieren und zu aktualisieren. Doch wie löscht man sie komplett? Vielleicht schon wieder so ein Test . . .