rund um die kochstraße
: Die etwas andere Partnervermittlung

taz macht glücklich

Meine Freundin traut sich nicht, eine Kolumne zu schreiben. Nicht weil sie kein Talent zum Schreiben hätte oder ihr die Disziplin fehlte. Es ist nur so, dass es um die taz geht. Um deren Redakteure. Und um Männer. Ich bin nicht eifersüchtig. Die Geschichte hat nichts mit mir zu tun, und sie begann zu einem Zeitpunkt, da war meine Freundin noch gar nicht meine Freundin. Sie war gerade nach Berlin gezogen. Und machte ein Praktikum bei der Berliner Morgenpost. Jeden Tag fuhr sie mit dem Fahrrad die Oranienstraße entlang zum Axel-Springer-Hochhaus, und jeden Tag konnte sie von dort oben das kleine Rudi-Dutschke-Haus sehen. Ich weiß nicht, ob sie manchmal sehnsüchtig herüberblickte. Und als sie dem einen Mann zum ersten Mal begegnete, wusste sie noch nicht, dass er bei der Konkurrenz arbeitete.

An einem Sonntag im April traf sie ihn im Görlitzer Park. Eine Zeit lang ging sie nur in den Park, um ihn zu sehen. Er lag auf einem Handtuch nicht weit von ihr und las in einem Buch. Manchmal schaute er in den Himmel oder strich sich durch sein blondes Haar. Später traf sie ihn oft bei Lesungen, die sie für Autoren des Verlags, in dem sie inzwischen arbeitete, organisierte.

Sie tauschten Blicke aus oder nickten sich zur Begrüßung zu, aber sie sprachen nie miteinander, und so konnte er nicht wissen, dass sie ihn kannte, seinen Namen, seine Adresse, seine Vorlieben und Abneigungen. Hin und wieder schickte sie ihm Bücher, die er rezensieren sollte. Aber immer, wenn sie ihm begegnete, las er die Neuerscheinungen anderer Verlage. Das machte sie traurig, und sie beschloss, es bei einem anderen Redakteur zu versuchen.

Der andere war ihr zunächst nur durch seine Artikel aufgefallen. Er schrieb über genau die Themen, die auch sie interessierten, und sie begann, nur noch seine Artikel zu lesen. Eines Tages rief er bei ihr an, und sie erschrak. Er hatte aber nicht wegen ihr angerufen, sondern wegen eines Lektors, mit dem er ein Interview führen wollte. Am nächsten Tag stand viel von dem Verlag in der Zeitung und von den Büchern und dem Lektor. Dass er auch die junge Frau getroffen und einen Kaffee von ihr entgegen genommen hatte, davon war nicht die Rede. Und da kündigte meine Freundin, die noch nicht meine Freundin war, ihr taz-Abo. Zu der Zeit waren wir häufig auf Veranstaltungen, und manchmal trafen wir dort auch taz-Redakteure. Der, sagte meine Freundin, oder der, und der da auch. Ich fragte mich, woher sie die alle kannte. Und bald hatte ich das Gefühl, wo wir auch hingingen, immer von taz-Redakteuren oder ehemaligen taz-Redakteuren umgeben zu sein, und nach ein paar Wochen konnte ich mir eine Welt ohne taz-Redakteure gar nicht mehr vorstellen. Leider ging es mit mir und meiner Freundin, die ja, wie gesagt, noch gar nicht meine Freundin war, nicht voran. Wir verstanden uns sehr gut, verbrachten Zeit zusammen, aber das war’s.

Ich mochte sie, und ich glaube, sie mochte mich auch. Und trotzdem fehlte etwas. Also bewarb ich mich um ein Praktikum bei der taz. Dann ging alles sehr schnell. Und seitdem ist meine Freundin meine Freundin. JAN BRANDT