Die Stunde null

In drei Phasen will der Arbeitskreis Auswahlverfahren Endlagerstandorte (AkEnd) ein Ergebnis erzielen. Umweltschützer und Bürgerinitiativen werden beteiligt

BERLIN taz ■ Die Suche nach einem neuen Endlager für Atommüll nimmt Formen an. Heute wird der von der Regierung eingesetzte Arbeitskreis Auswahlverfahren Endlagerstandorte (AkEnd) sein Konzept in Kassel erstmals vorstellen. Damit beginnt ein paradoxer Prozess: Grüne suchen ein Endlager.

Der grüne Umweltstaatssekretär Rainer Baake spricht von einer „Stunde null“. Anders als die alte Regierung will man einen transparenten Prozess organisieren. So geht der AkEnd heute nur mit einem vorläufigen Konzept in diesen „1. Workshop“, zu dem über 200 Atomgegner wie -befürworter erwartet werden. Auch Vertreter von Kirchen, Gewerkschaften und Umweltverbänden werden Vorträge halten – allein die Industrie nicht.

Der AkEnd will in drei Schritten vorgehen. Zunächst entwickelt er Kriterien für ein Endlager und das Verfahren zur Standortsuche. Die sollen in Schritt zwei politisch verankert werden. Im dritten Schritt sollen geeignete Standorte gefunden werden – vermutlich einige Dutzend. Bis Ende 2002 soll der Prozess abgeschlossen sein, pünktlich nach der Wahl. In jeder Phase sollen Interessierte über Workshops und Internetforen (www.akend.de) einbezogen werden. Dabei sucht man nach Baake nach einer Lösung für Hunderttausende von Jahren statt nur für 10.000, wie die alte Regierung. Zudem soll die Frage diskutiert werden, ob man den Müll besser rückholbar an der Oberfläche lagert, bis es andere technische Entsorgungslösungen gibt.

Trotz diese Vorgehens ist Baake überzeugt, dass es keine wirklich sichere Lösung geben wird. „Es geht darum, den am wenigsten ungeeigneten Standort zu finden.“ Wichtig ist ihm dabei, erst die Kritierien festzulegen – und dann den Standort. So könne sich im Nachhinein niemand über das Ergebnis beschweren.

Das Verfahren wird von den Umweltverbänden begrüßt. „Auf so was haben wir 20 Jahre gewartet“, sagt Frank Musiol vom Naturschutzbund. Schließlich sei die Auswahl des bisherigen Standorts für hochradioaktiven Müll in Gorleben unter einer einseitigen Festlegung auf Salzstöcke erfolgt. Für den Standort Schacht Konrad für schwachradioaktiven Müll habe es gar nie Grundlagenforschung gegeben.

Doch es gibt auch Vorbehalte gegen die Regierung: Sie setzte im Atomkonsens zwar ein Moratorium gegen das Endlager Gorleben durch, nicht aber im Fall des Schachts Konrad. Wenn die Regierung konsequent sein wolle, kritisiert Musiol, müsse sie „auch Schacht Konrad auf Eis legen“. MATTHIAS URBACH