Suharto-Sohn droht Haft

Indonesiens Präsident will Suhartos jüngsten Sohn wegen des Anschlags auf die Börse verhaften lassen

BANGKOK taz ■ Der indonesische Präsident Abdurrahman Wahid ist immer für eine Überraschung gut: Er habe die Festnahme von Tommy Suharto im Zusammenhang mit dem Bombenanschlag auf die Börse von Jakarta angeordnet, erklärte Wahid gestern beim Freitagsgebet in einer Moschee der indonesischen Hauptstadt. Mit der Verhaftung von Tommy Suharto, der eigentlich Hutomo Mandala Putra heißt und das jüngste von sechs Kindern des früheren Diktators ist, wolle er „weitere Sprengstoffattentate verhindern“, sagte der Präsident.

Wenig später gab ein Regierungssprecher allerdings zu, dass man noch keinen harten Beweis gegen Tommy in der Hand habe. Dennoch kündigte ein Polizeisprecher an, man würde den Suharto-Sohn „noch am Freitag oder Samstag“ festnehmen.

Bei der Explosion einer Autobombe in der Tiefgarage der Börse waren am Mittwoch 15 Menschen getötet und mindestens 27 verletzt worden. Dies war das jüngste einer ganzen Reihe Anschlägen, die Jakarta in den letzten Wochen erschütterten.

Niemand hat sich zu den Taten bekannt. Der Polizei war es bislang nie gelungen, die Hintermänner ausfindig zu machen. Viele Indonesier glauben jedoch, Anhänger Suhartos im Militär oder in anderen Organisationen versuchten auf diese Weise Chaos zu schaffen und die Regierung Wahids zu schwächen.

Es könne kein Zufall sein, dass diese Bomben immer dann explodierten, wenn ein Mitglied der Familie Suharto sich vor den Behörden wegen Korruption verantworten muss, heißt es. Ein Polizeisprächer erklärte, der gegen die Börse verwendete Plastiksprengstoff werde auch beim Militär benutzt. Er sei auch schon nach früheren Explosionen gefunden worden.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Tommy Suharto, weil der Playboy und Autonarr während der dreißigjährigen Amtszeit seines Vaters Millionen Dollars durch korrupte Geschäfte erwirtschaftet hatte. Gegen seinen 79-jährigen Vater läuft derzeit ebenfalls ein Korruptionsverfahren. Zum zweiten Verhandlungstag am Donnerstag weigerte sich Suharto allerdings, vor Gericht zu erscheinen, weil er nach Meinung seiner Ärzte krank und verhandlungsunfähig sei.

Jetzt wartet die indonesische Öffentlichkeit gespannt darauf, wie die Suhartos reagieren werden, falls Tommy tatsächlich verhaftet werden sollte. Indonesiens Verteidigugsminister Mahfud sprach sich gestern dafür aus, den Korruptionsprozess einzustellen. In einem Reuters-Interview sagte er, das Land werde solange nicht zur Ruhe kommen, wie das Verfahren laufe.

JUTTA LIETSCH