Alter, das war echt fett!

■ Der Ex-Punk Popa Chubby servierte eine Bluesorgie zwischen Klischee und Wahnsinn

Er trägt dieselbe Menge Haare auf Stirn und Kinn. Alte Tattoos „zieren“ seine Arme. Der Mann heißt Popa Chubby und überbrachte uns eine Message aus New York: „Blues is for everyone.“

Das Meisenfrei an der Hankenstraße ist es übrigens auch – es war rappelvoll. Bereits vorm Konzert saß Mr. Chubby am Bühnenrand und gab Autogramme. Irgendwie ein Magnet, dieser Koloss. Blitzlichter lügen nicht. Um 21.20 Uhr ging's los. Chubby an der Gitarre mit Schlagzeuger, Basser und Keyboarder. Das zweite Stück ließ erahnen, dass das noch ein ziemlich bunter Abend wird. Ansonsten spielten die vier erst mal den Blues for everyone, das allerdings sehr geil. Das Publikum war von Anfang an voll dabei und versuchte lauter zu sein als die Lautsprecheranlage. So manchem Gast werden heute noch die Ohren klingeln.

So what! This is Popa Chubby from New York. Zu Chubbys gnadenlosem Gitarrenspiel sorgte der fleißige, wieselflinke Keyboarder immer wieder für musikalische Abwechslung und Spannungsreichtum. Sowieso war die ganze Band super eingespielt und man spürte – die haben Bock! Von Stück zu Stück wurden sie kurioser und besser. Nach neunzig Minuten ist ja bekanntlich so ein Konzert gelaufen, aber nicht das von Popa Chubby from New York. Eine Stimme aus dem Publikum fordert: „Dicker, hau rein!“ Wollte jener Gast den schwitzenden, ausgehungerten Popa in die Küche entlassen? Wie viele Burger da wohl reinpassen? Aber Popa hatte es Gott sei Dank falsch verstanden und weiter ging die heiße Reise. Johlende Bremer – wo sind wir hier!? In New York perhaps? Dass die Gitarre das aushält! Scheiße, ich muss mal!

Chubby und seine Mannen gehen jetzt ab. Zwischenzeitlich klingt es gar nicht mehr nach Blues – was ist Blues? Hummta, Hummta, Hummta, when I wake up ... No! Das ist Blues: Popa Chubby. Der Mann lebt und liebt seine Musik und sein Publikum. Weil die das merken, bekommt unser Dicker für jedes Mätzchen frenetischen Beifall. Die anderen drei haben auch ihren Spaß, bekommen ihr Solo und freuen sich, als Chubby sie von ihren Instrumenten vertreibt, um den Meisenfreis zu zeigen, dass er nicht nur ein grandioser Gitarrist ist.

Es wurde ein langer Abend. Nach drei Stunden verließen vier glückliche Musiker die Bühne und Bremen kann sich beim Meisenfrei bedanken. Der nächste Blues Hammer ähnlicher Qualität steht uns bevor: Am kommenden Mittwoch spielt Michel Katon in der Meise.

Carl-Heinz Otto Schäfer