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Ronald Barnabas Schill, Richter Gnadenlos

Der ehemalige Hamburger Strafrichter Ronald Barnabas Schill, 41, Parteivorsitzender der im Juli gegründeten Partei Rechtsstaatlicher Offensive (PRO), steht ab heute selbst vor Gericht – wegen Rechtsbeugung und Freiheitsberaubung. Bei Verurteilung droht Schill die Entlassung aus dem Richteramt. Er hatte im Mai 1999 in einem Prozess zwei Zuhörer in Ordnungshaft nehmen lassen, weil sie angeblich nicht ordnungsgemäß aufgestanden waren. Obwohl beide über einen Anwalt sofort Beschwerde eingelegt hatten, hatte Schill die Akten zwei Tage lang nicht bearbeitet und auch nicht an das Oberlandesgericht weitergeleitet. Das hob die Ordnungshaft schließlich wegen eines Formfehlers auf. Schill, der bei Bagatelldelikten mehrfach haarsträubend hohe Haftstrafen gegen Straftäter ausländischer Herkunft verhängt hatte, war Anfang des Jahres gegen seinen Willen aus der Straf- in die Ziviljustiz versetzt worden. Zehn Hamburger Jugendrichter haben ihn wegen Verleumdung angezeigt. Schill, der nach der Bürgerschaftswahl im Herbst 2001 mit der CDU koalieren und Innensenator werden will, hatte ihnen „kollektive Rechtsbeugung“ vorgeworfen. FOTO: HENNING SCHOLZ