Käufliche Schönheit

Neues Magazin widmet sich den Alltagsproblemen von Hamburgs High Society  ■ Von Markus L. Blömeke

Ein Leben in Luxus kostet seit gestern nur noch 5 Mark 80. Zumindest dessen fotografische Reproduktion. Gestern erschien erstmals eine neue Hochglanzpostille, die der „Magazin Verlag Hamburg“ gleich zehntausend Mal in die Hamburger Zeitungskioske bringt. Hamburg Spezial – das Lifestyle-Magazin heißt das neue Blatt für die Besserverdienenden, das als Relaunch des früheren Alster Spezial künftig im Vierteljahrestakt den Informationshunger der Hamburger High Society stillen soll. Deren Themen sind offensichtlich dieselben wie eh und je: „Prominente und Lifestyle, Lebensart, Einrichtungen, Immobilien“, listet Chefredakteurin Gaby Hoffmann auf, die das Blatt zwischen Gala, BILD-Szene und Sotheby's-Katalog positioniert.

Herausgekommen bei den Bemühungen der jungen Redaktion ist ein farbenfrohes, gefälliges Blatt mit viel Text und einem Werbeanteil unter 40 Prozent, eine wahre publizistische Wundertüte, in der es fast alles gibt außer der Wirklichkeit: „Themen über die sozialen Brennpunkte der Stadt haben wir nicht im Programm. Wir widmen uns den schönen Seiten des Lebens.“, sagt Verleger Wolfgang E. Buss. Denn: „Für die sozial Schwachen gibt es schon ein wunderbares Magazin. Das heißt Hinz und Kunzt, die machen das spitze.“

„Anspruchsvoll“ sollen Hamburg Spezial-Leser dem Plan des Verlags nach sein und über dreißig; doch auch für jüngere soll das Blatt lesenswert sein, hat es doch dem Verleger zufolge eine Vorbildfunktion: „Junge Leute können da sehen, wie könnte mein Leben aussehen, würde ich mich ein bisschen anstrengen und ein bisschen Geld verdienen.“

Auf satten Farbbildern im Feindruck tummeln sich die üblichen Verdächtigen der Hamburger Promi-Szene. Neben Altstar Mary Roos (“Die Saselerin spricht Klartext!“) und Nicht-Mehr-Star Nena (“2001 mit neuem Album“) plaudert Media-Markt-Mann Joachim Steinhöfel ganz scherzhaft-vergnügt über seine Profilneurose; zudem gewähren die vier von ATC (“La la la la la“) tiefe Einblicke in umso langweiligere Lebensläufe.

Zu solcherlei Promi-Potpourri rührt das Blatt weitere Ingredienzien, ohne die ein Lifestyle-Magazin nicht mehr auskommt: Die Psychologin Anna D. Garuda führt in die „Bedeutung erotischer Träume“ ein, und der Nürnberger Fotograf Werner Gritzbach, Wahlheimat Winterhude, lässt appetitliche Nackedeis aufmarschieren, einen davon leider mit sichtlicher Verkühlung „frühmorgens im Blankeneser Hirschpark“. Existen-ziellere Themen kommen nicht zu kurz: Polosport und James-Dean-Porsche sind ebenfalls vertreten.

Zum Abschluss reichlich Werbung für Immobilien zu astronomischen Preisen und „stilvoll speisen in schi-ckem Ambiente“, und ist das Coffee-Table-Magazin dann endlich beiseite gelegt, wird auch dem letzten Leser dämmern, warum das Blatt selbst den eigenen, kruden Anspruch nicht erfüllt. Denn das Attribut „fein“ blinkt und leuchtet so penetrant von jeder Seite, dass alle merken: „Hamburg Spezial“ ist so hanseatisch fein wie „Holsten edel“ edel.