Nazi-CDs in den gelben Sack

■ Musikladenbesitzer bestreitet Verkauf von rassistischem „Liedgut“ / Verfahren ausgesetzt / Staatsanwaltschaft muss mehr Beweise liefern

„Ich interessiere mich halt für Musik“, rechtfertigte sich Karl Andreas B. für die rund 150 Nazi-CDs, welche die Polizei bei ihm sicherstellte. Dass in diesen zu Gewalt und Mord an Türken, Schwarzen und Juden aufgerufen wird, stört den 38-Jährigen nicht. Nun steht der Besitzer eines inzwischen geschlossenen Musikgeschäfts aus Brinkum vor Gericht. Er ist angeklagt, die volksverhetzenden CDs kommerziell verkauft zu haben.

B. leugnete dies. Lediglich „nationale Musik“ sei über seine Theke gewandert. Die Kisten voll mit Neo-Nazi-Titeln würden alle aus seiner „Privatsammlung“ stammen. „Ich bin überhaupt kein Rassist. Ich bin mit einer Ausländerin verheiratet“, sagte der Angeklagte. Er konnte nichts Verwerfliches daran finden, „privat sowas“ zu sammeln.

„Sowas“ sind auch Bands, die durch antisemitische Texte auffallen, wie „Macht und Ehre“ oder „Arisches Blut“ („Ja, allen macht das Duschen Spaß, denn aus der Dusche kommt nur Gas.“) Er sei nunmal ein „krankhafter Sammler“ von Musik, war alles, was dem Angeklagten dazu einfiel. Staatsanwalt Gert Hampf konnte seine Entrüstung nicht verbergen: „Sowas sammeln Sie? Da schämen Sie sich nicht?“, fuhr er den 38-Jährigen an. „Soll ich sie etwa in einen gelben Sack schmeißen? Dann findet die noch ein kleines Kind“, gab sich der Vater zweier Kinder besorgt.

Der Bremer gab zu, in seinem Laden indizierte Musik verkauft zu haben – seiner Meinung nach völlig legal. Schließlich sei sein Laden „von außen nicht einsehbar“ und mit einem Schild „Ab 18“ versehen gewesen. Doch Karl B. irrt: Was auf dem Index steht, darf grundsätzlich nicht verkauft werden.

Das Gericht hat das Verfahren vorübergehend ausgesetzt. Nun muss die Staatsanwaltschaft nachlegen: Für eine Verurteilung müssen Beweise vorliegen, dass D. die Nazi-CDs wirklich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Für den Fall der Fälle hat B. schon eine Erklärung parat: „Wir haben gerade die Wohnung umgeräumt. Da kann es sein, dass meine Frau eine der CD-Kisten in den Laden gestellt hat ...“ vv