Krebs aus dem Wasserhahn?

Magazin „Plusminus“ zitiert Studie des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches

BERLIN taz ■ Trinkwasser soll in den Gemeinden einiger Bundesländer krebserregend sein. Dies berichtete zumindest das ARD-Magazin „Plusminus“ gestern Abend und bezog sich dabei auf eine noch unveröffentlichte Studie, die vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) – dem technisch-wissenschaftlichen Zusammenschluss der Gas- und Wasserwerke – in Auftrag gegeben wurde.

„Plusminus“ hatte recherchiert, dass die zulässigen Grenzwerte für so genannte polyzyklische Aromate (PAKs) in einigen Gemeinden so oft überschritten würden, dass Gesundheitsschäden möglich seien. Wo die PAKs langfristig über den Grenzwerten liegen, hielten die Wasserwerke bisher geheim.

Nach Angaben von DVGW-Sprecher Wulf Lindner habe „Plusminus“ die Ergebnisse jedoch völlig aus dem Kontext gerissen und falsch interpretiert. Zudem liefere die Studie lediglich Voruntersuchungen zu einem Forschungsvorhaben, das bis 2003 laufen werde. Mit dem derzeitigen Datenmaterial seien Aussagen über eine eventuelle Gesundheitsschädlichkeit nicht möglich. Lindner musste allerdings gegenüber der taz bestätigen, dass Wasserproben vor allem an „tauchgeteerten Rohren“ – mit Teer ausgekleidete Wasserleitungen – genommen wurden und Grenzwertüberschreitungen ergaben. Dass sich von diesen Rohren polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe lösen, sei schon lange bekannt. Lindner: „Einzelne Grenzüberschreitungen an diesen Stellen sind normal, kein Grund zur Sorge.“ Der zur Zeit europaweit geltende Grenzwert für PAKs liegt bei 0,002 Milligramm pro Liter Wasser. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt jedoch einen Wert von 0,001 Milligramm pro Liter. Mit seinem Forschungsvorhaben will der DVGW herausbekommen, ob diese Grenze in Deutschland einhaltbar wäre.

Die Trinkwasserüberwachung ist Aufgabe der Landesuntersuchungsämter. PAK-Untersuchungen sind Teil der Probenpläne, werden also routinemäßig durchgeführt. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe ist der Überbegriff für eine Vielzahl chemischer Verbindungen. Nicht alle sind gesundheitsschädlich. Leitsubstanz und hochgradig krebserregend jedoch ist das Benzpyren, das in wesentlich bedenklicheren Mengen als in den von „Plusminus“ zitierten Untersuchungen in Zigaretten und gegrilltem Fleisch enthalten ist. KATHRIN BURGER