Nie mehr Butterfahrt-Opfer

■ Die Volkshochschule stellte gestern im Bürgerzentrum Neue Vahr ihr Programm zum Thema „Zivilcourage“ vor / Einer der wenigen Besucher wünschte sich „mehr Action“

„Ein Tag für Zivilcourage“ – da kann man eigentlich nicht meckern. Oder? Gerrit Guit war dennoch enttäuscht von der Veranstaltung der Bremer Volkshochschule im Bürgerzentrum Neue Vahr. „Thema verfehlt“, lautet sein hartes Urteil. Der Rentner hatte erwartet, dass Engagement gegen Rechtsradikalismus im Zentrum des Info-Tages stehen würde. „Aber das interessiert den Spießbürger nicht“, meinte Guit. Opfer-Prävention – also Selbstverteidigungskurse und Selbstsicherheitstraining, wie sie die VHS schwerpunktmäßig in ihrem Zivilcourage-Programm anbietet – ist für ihn „keine Zivilcourage“.

Renate Kösling von der VHS hält dagegen: „Rechtsradikalismus ist ein Element. Gewalt im Alltag eben auch eins.“ Auch Bärbel Schumacher, die Leiterin der „Selbstsicherheitsgruppe“ sieht Zivilcourage als Motto für ihren Kurs vollkommen gerechtfertigt. Ziel der Gruppe ist es, eine „Anti-Opfer-Haltung“ anzunehmen und zu lernen „wie man sich vor bestimmten Situationen schützen kann“ – zum Beispiel Trickbetrügereien auf Butterfahrten. „Nur wenn ich selbstsicher bin, dann traue ich mich auch, Zivilcourage auszuüben,“ betonte Schuhmacher.

Neben der VHS präsentierten sich gestern auch die „Streitschlichter“ der Stadtteilschule Carl-Goerdeler-Straße und die Polizei mit ihrer „Bürgerbefragung“ zum Sicherheitsgefühl der Bevölkerung. Außerdem zeigte die VHS den Film „Ehrensache“, der die Situation türkischer Jugendlicher in Bremen-Nord thematisiert.

Besucher Günther Hoffmann war zwar „beeindruckt“ von dem Film, fand die Veranstaltung insgesamt jedoch „nicht so aufregend“. „Mehr Bewegung, mehr Action“ habe er sich gewünscht. „Es ist so ruhig hier“, wies er auf die in der Mittagszeit verwaisten Info-Stände der vertretenen Initiativen. „Natürlich hätten wir uns mehr Leute gewünscht“, sagte Renate Kösling von der VHS. Besonders Lehrer und Sozialpädagogen, „die sich für ihre Arbeit Anregungen holen könnten, haben wir vermisst“. vv