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berliner szenenEndlich: Herbst!

Herrlich klamm

Jaja, das Wetter. In den letzten Tagen ist der Herbst über Berlin hergefallen und hat alle Leute in dicke Jacken gewickelt. Und ich? Ich lache: Endlich hat es ein Ende mit dem halbnackten Herumgewese der stillosen Berliner Jugend! Jetzt sitzen sie zu Hause, die jungen Dinger, grummeln schlecht gelaunt und dürfen nicht länger bei Nike zur Eliteeinheit ausgebildet werden. Wunderbar! Ebenso haben die älteren, die Webmaster und Media-Consulter, nun keine Gelegenheit mehr, vor ihren Nobelgaststätten auf dem Trottoir zu sitzen und sich laut über ihren Kontostand zu unterhalten. Auch sie müssen nach ihrer Arbeit am Neuen Markt zu Hause bleiben und auf ganz altmodische Weise Kaffee kochen.

Die kalte graue Stadt kommt meinem Charakter entgegen, denn jetzt kann man seine ganze Heimtücke an den Leuten auslassen, und kein Sonnenstrahl versöhnt sie hernach wieder mit ihrem Dasein. Ein Beispiel: Verabredungen. Im Herbst ist es viel schöner, sich mit jemandem zu verabreden, den man nicht so richtig mag. Man bestellt denjenigen an eine zugige Ecke, und dann kommt man einfach eine halbe Stunde zu spät. Oder gar nicht! Und entschuldigt sich eben nachher – die Grippe! Glauben Sie mir, dem ist der Tag versaut, der hat eine wahre Scheißlaune. Herbst! Hurra! Im Herbst ist Schlechtsein am schönsten! JS

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