sydney syndrom: Gold für Deutschland
Zunächst hatte ich das olympische Geschehen nur unwillig – quasi nebenbei – aus einem gewissen Pflichtgefühl heraus verfolgt. Ich konnte mir weder die Namen von Sportlern noch die von Kommentatoren merken und fand nicht den rechten „Thrill“ bei der ganzen Sache. Seit ich jedoch im Fernsehen Military gekuckt habe, ist es anders.
Beim Military war die schönste Frau der Welt, „Ingrid Klimke“, mit dem schönsten Pferd aller Zeiten, „Sleep Late“, unterwegs! Wäre ich nicht ein schwuler Mann, der in einem Frauenkörper gefangen ist, ich würde mich innerhalb von Sekunden in „Ingrid Klimke“ und ihren Hengst verlieben.
Wie sie da über die Hindernisse und durch die Schlammgruben stürmten, den Benotungen spottend, der Menge nicht achtend, ha, ha!!! Perfekte Harmonie zwischen Mensch und Tier.
Auch das 400-Meter-Männer-Staffel-Kraulen auf Eurosport war klasse. Ich habe zwar direkt am Anfang den Überblick verloren, wer in welcher Bahn schwamm und welche Staffel gerade führte, aber es war dennoch wunderschön anzusehen: Das spritzte und gischte und brodelte wie ein Becken voller aufgepeitschter Piranhas – ganz anders als das lahme Frauen-Delfin-um-die-Wette-Schwimmen, bei dem ich beinahe eingeschlafen wäre. Zu gern hätte ich mir das wilde Männerkraulen in 3-D angesehen, aber ich weiß immer noch nicht, wo man die vom ZDF gepriesenen 3-D-Brillen beziehen kann.
Aber zurück zur Harmonie zwischen Mensch und Tier, „Sleep Late“ und „Ingrid Klimke“: Ich fühle mich den beiden ein bisschen verbunden, weil ich selbst auch ein Gestüt besitze: Ein Süßwasser-Krebs-Gestüt! Das Weibchen kann mittlerweile sogar „Männchen“ machen, obwohl es länger verletzt war (ein Wasserpflanzenteil hatte sich in seiner linken Kieme verhakt). Wenn „Krebsdressur“ 2004 olympische Disziplin wird, werde ich auf jeden Fall Gold für Deutschland holen!
CORINNA STEGEMANN
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