Kampf der Blubberwässer und Burger

Darf der Olympiafan mit einer Pepsi-Dose ins Stadion? Nein. Die Konkurrenz hat mit Millionenbeträgen vorgesorgt

SYDNEY taz ■ Aufregung an einem Eingang auf der Südseite des Olympic Park. Ein Wachmann untersucht den Rucksack eines Besuchers, wird fündig. Ein Messer? Ein Schlagstock? Eine Waffe? Oder gar eine Bombe?

Zum Glück nicht. Mit finsterer Miene hält der gelb gekleidete Security Guide das Corpus Delicti in die Höhe. Eine Flasche mit Cola drin, nur leider mit der falschen. „Pepsi-Cola ist nicht erlaubt auf dem olympischen Gelände“, sagt der Mann. Alles lacht, er selbst hat Mühe, nicht auch loszuprusten. „Tut mir Leid, so sind unsere Anordnungen.“ Der Olympiatourist erledigt die Sache so: Mit kräftigem Zug leert er die Plastikpulle und darf hinein ins gelobte Land der fünf Ringe.

Das ist kein Witz. Die Sicherheitskräfte, die an den Eingängen Dienst schieben, haben die Weisung erhalten, dass außer gefährlichen Gegenständen und Alkohol auch keine Produkte mit aufs olympische Areal genommen werden dürfen, die den Top-Sponsoren nicht gefallen. Coca-Cola soll 13,9 Millionen Dollar an das Internationale Olympische Komitee dafür bezahlt haben, im olympischen Sektor exklusiv seine süße Brühe ausschenken zu dürfen. Da muss Pepsi bitte schön draußen bleiben.

Es mag lächerlich klingen, und in diesem Falle ist es das wohl auch. Aber im Bereich des „ambush marketing“ (hinterhältiges Marketing) tummeln sich ausgewiesene Werbespezialisten, und es geht um Millionen. Ein Beispiel: Ansett hat sich für 50 Millionen Dollar den Titel „offizielle olympische Fluggesellschaft“ eingekauft, durch äußerst geschickte Werbebotschaften und Platzierung derselben hat es Konkurrent Quantas aber geschafft, der Öffentlichkeit den Eindruck zu vermitteln, als sei die alt eingesessene australische Airline in Sachen Olympia die Nummer eins.

Ansett brachte die Angelegenheit vor Gericht – und verlor. Geoff Dixon, Mitglied der Geschäftsführung bei Quantas, erlaubte sich daraufhin den süffisanten Hinweis, es sei „wohl besser gewesen, dass wir damals den Kampf um den Titel offizieller Sponsor verloren haben“. Die effizienten Werbekampagnen, die stets nur einen indirekten, aber dennoch wahrnehmbaren Bezug zu Olympia hatten, kosteten Quantas weit weniger als 50 Millionen.

McDonald’s hat „Aussie Grill“ verbieten lassen, ein Produkt anzubieten, das dem Frühstücksburger McMuffin ähnlich sieht. IBM und Panasonic schicken mit Klebeband bewaffnete Mitarbeiter durch die olympischen Arenen, um fremde Computer-Logos abzudecken. Auch im Pressezentrum sollen die Detektive unterwegs sein. Und der Typ da ganz in der Nähe sieht sehr verdächtig aus. Also schnell den Computer mit Zeitungen bedeckt. Steht nämlich Toshiba drauf. RALF MITTMANN