Standriesen und Leistungszwerge

betr.: „Von Rotorblättern erschlagen“, Leserbrief vom 11. 9. 00

Klaus Hart weist sehr richtig auf die Vogelschlagopfer an Windturbinen hin. Das ist aber nur eine Seite des Problems. Im niedersächsischen und schleswig-holsteinischen Küstenraum wurden in den letzten Jahren Hunderte von Windenergieanlagen in oder an internationalen Vogelrastgebieten errichtet. Viele dieser Flächen erfüllen die Kriterien von europäischen Schutzgebieten. Diese riesigen Anlagen vertreiben ziehende oder rastende Arten wie Goldregenpfeifer, Säbelschnäbler oder verschiedene Gänsearten weiträumig von ihren Rast- oder Nahrungsflächen.

Ich habe daher bei der Europäischen Kommission Beschwerde gegen einige WKA-Standorte in Ostfriesland eingelegt. Mir wurde mitgeteilt, dass gegen die Bundesrepublik Deutschland bereits ein Verfahren anhängig ist. Die Kommission hat ebenfalls Klageeinreichung beim Europäischen Gerichtshof beschlossen, weil Deutschland vertragswidrig nur unzureichend EU-Vogelschutzgebiete gemeldet hat.

Als Standriesen und Leistungszwerge gaukeln WKA eine positive Energiewende vor: Alle WKAs in Deutschland leisten derzeit gerade zwei Prozent der Netto-Stromerzeugung, entwerten aber durch ihre gigantischen Dimensionen ganze Landschaftsräume auch für die darin lebenden Menschen. Es geht wieder einmal nur ums Geld: Das Abzocken der Subventionen aus dem Energieeinspeisegesetz ist der Motor der Windkraft, nicht die Sorge um die Umwelt. MANFRED KNAKE, in der Konferenz der Natur- und Umweltschutzverbände Ost-Friesland

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