Hilfe, wir werden gerettet! Teil 1: Der IWF und die Asienkrise

Während des Treffens von Internationalem Währungsfonds und Weltbank in Prag bringen wir täglich ein Beispiel für ihr Eingreifen. Heute: Thailand 1997

BANGKOK taz ■ Mit Schrecken erinnern sich die Thailänder heute an den Sommer vor drei Jahren, als ihre Wirtschaft plötzlich aus den Fugen geriet. Am 2. Juli 1997 hatte sich die Regierung in Bangkok nach wochenlangen Stützungskäufen schließlich dazu durchgerungen, den Wert der thailändischen Währung vom US-Dollar abzukoppeln. Die Folge: Der Baht stürzte in Schwindel erregende Tiefen. Banken und Geschäfte taumelten in den Bankrott, Aktienkurse fielen wie ein Stein. Arbeiter standen vor geschlossenen Fabriktoren. Investoren flüchteten mit ihren Milliarden aus dem Land. Das war der Anfang der schweren Finanzkrise, die binnen weniger Wochen die ganze Region erschüttern sollte.

Es war zugleich der Beginn der umstrittenen Rettungsprogramme, die der Internationale Währungsfonds (IWF) Thailand und einer Reihe anderer asiatischer Staaten verpassen sollte. Innerhalb kürzester Zeit organisierte der IWF Kredite über insgesamt 17,2 Milliarden US-Dollar. Die Hilfe war jedoch mit strengen Bedingungen verknüpft: Bangkok musste versprechen, das Bankensystem zu reformieren, seine Wirtschaft dem Ausland weiter zu öffnen, Steuern zu erhöhen und staatliche Subventionen für Sozialprogramme zu kürzen. Thailändische Geschäftsleute und Politiker warfen den Bankern bald vor, die Krise für ihre eigenen Zwecke zu nutzen. US-Firmen wollten thailändische Unternehmen nur billig aufkaufen, argwöhnten viele. Kritik kam auch von anderer Seite: Bürgergruppen beschuldigten den IWF, die Kluft zwischen Arm und Reich noch zu vertiefen. Steuerzahler und Arme müssten die Zeche zahlen.

Inzwischen gehört Thailand zu den Befürwortern eines „Asiatischen Währungsfonds“, der – unausgesprochen – als Gegenspieler zum US-dominierten IWF aufgebaut werden soll.

JUTTA LIETSCH