Rhodarium kommt nicht – Bioversum auch nicht

■ Koalition streicht das große Tourismus-Projekt und beschließt ein Gewächshaus aus Glas

Gestern waren sie alle beide zufrieden: Jens Böhrnsen, der SPD-Fraktionsvorsitzende, der vor Monaten dem Projekt Rhodarium (Kostenplanung: 55 Millionen Mark) die „rote Karte“ gezeigt hatte, und Jens Eckhoff, sein CDU-Kollege, der damals heftig geschimpft und zwischenzeitlich ein „Bioversum“ als touristische Ersatz-Attraktion vorgeschlagen hatte.

Die beiden Koalitionsfraktionen haben sich nun darauf verständigt, den alten Rhododendronpark zu modernisieren und mit einem 20 Meter hohen Gewächshaus und einem Besucherzentrum attraktiver zu gestalten. Das „Bioversum“ im Technologiepark neben der Uni wird es nicht geben, und Eckhoff ist zufrieden mit dem Beschluss.

Zeitweise hatte die CDU gedroht, für die anstehende Grundsanierung des Rhododendronparks gebe es kein Geld, dass es sich nicht Ausgaben im Sinne des Investitions-Sonder-Programms (ISP) handele. Auch dieses Problem ist vom Tisch: Man rechnet mit 220.000 zahlenden Besuchern (Eintritt 12 Mark) und damit handelt es sich um ein „ISP-fähiges“ Tourismus-Projekt. Während die reine Sanierung des alten Rhododendronparks 21 Millionen Mark kosten würde, werden nun 27 Millionen Mark veranschlagt. 75 Arbeitsplätze sollen entstehen, als Steuereinnahmen daraus werden 900.000 Mark nach den „ersten Wirtschaftlichkeits-Berechnungen der Fachleute“ erwartet. Es soll per Ausschreibung nach einem Betreiber gesucht werden, aber voraussichtlich wird sich das Land als Minderheiten-Gesellschafter beteiligen müssen und soll damit auch, betonte Jens Eckhoff, eine bessere Kontrolle über die Finanzlage haben als beim Musical Jekyll&Hyde.

Die Zahl von 220.000 zahlenden Besuchern ist offenbar aber völlig willkürlich gegriffen. Auch die steuerlichen Effekte von 900.000 Mark im Jahr seien eine Angabe von den „Fachleuten“ der staatlichen HVG, räumten die beiden Fraktionsvorsitzenden ein. Der Rechnungshof hatte jüngst diese Berechnungsweise als unseriös kritisiert.

Böhrnsen will sich da auf Detail-Debatten nicht einlassen: „Mich freut es, dass der Wirtschaftssenator den Stempel der ISP-Fähigkeit darunter gesetzt hat“, meinte er. Und Eckhoff scheint das nicht anders zu sehen. Bei derartigen Prognosen, so seine Erfahrung, gelte doch: „Mal treffen sie zu, mal treffen sie nicht zu.“ K.W.