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: Vor dem Umbruch

Die Amerikaner sind den Deutschen im Pflegemanagement um Längen voraus. In den USA begann die Akademisierung der Pflegeberufe bereits Ende des 19. Jahrhunderts. In den 50er-Jahren versuchten die Amerikaner, an der Uni Heidelberg einen Pflegestudiengang ins Leben zu rufen – ohne Erfolg. Erst in den 70ern finanzierte die Bundesregierung einen Modellversuch an der Berliner FU. Bei dem Versuch blieb es auch.

In den 80ern entdeckten freie Institute den Bildungsbedarf auf dem Pflegemarkt. Die Denkschrift der Robert-Bosch-Stiftung 1992 zur Situation der Pflege gab den zentralen politischen Impuls. Unter dem Motto: „Pflege braucht Eliten“ begann der Aufbau der Pflegestudiengänge. An über 40 Fachhochschulen wird heute Pflege/Pflegemanagement gelehrt. Jedes Bundesland hat im Schnitt mindestens eine staatliche und eine konfessionelle FH mit diesem Studienangebot. Auch an drei Universitäten ist die Pflege schon in den Lehrbetrieb aufgenommen worden: in Halle, Bielefeld und München. Durch die neuen Studiengänge ändert sich nach Einschätzung von Professor Doktor Johannes Korporal an der Pflege erst einmal wenig. „Was sich ändert, sind Pflegeleitung, Management und die Ökonomisierung der Pflege.“ Korporal hat an Denkschriften der Bosch-Stiftung mitgearbeitet und das Pflegewirt-Studium an der ASFH etabliert. Durch die geplanten Gesetze des Gesundheitsministeriums sieht er „eine vollständige Neuformulierung der Qualitätsdebatte auf die Pflege zukommen, die zu Lasten der bisherigen geht“. Das sei bedauerlich, obwohl er auch Probleme des Ansatzes sieht, den er mit etabliert und geprägt hat. Der Umbruch geht weiter, das Ergebnis ist offen. Wie die Veränderung ausgeht, hängt wesentlich von der Courage des Pflegepersonals ab. Amerika mag Deutschland weit voraus sein – berühmt sind die Staaten für ihr Gesundheitssystem nicht.

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Die nächste regionale Ausgabe taz thema gesundheit erscheint am 27. Januar 2001.

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