Milošević schürt Angst vor dem Wechsel

Jugoslawiens Opposition feiert ihren Kandidaten Vojislav Koštunica und warnt vor Wahlbetrug

BERLIN taz ■ Unmittelbar vor der ersten Runde der Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Jugoslawien am Sonntag liegen die Nerven der um die Staatsmacht konkurrierenden Politiker blank. Falls die Abstimmung fair verläuft, wird Präsident Slobodan Milošević nach allen Umfragen unterliegen. In Belgrad denunzierte Milošević vor 20.000 Anhängern seine Gegner als „Karnickel, Ratten und Hyänen“, die der Nato „wie Hunde“ zu Füßen lägen.

Der jugoslawische Ministerpräsident Momir Bulatović sorgte mit der Ankündigung, Milošević werde auch im Fall einer Niederlage bis Mitte 2001 im Amt bleiben, für zusätzliche Aufregung. Der Kandidat der Opposition, Vojislav Koštunica, dem in Novi Sad mehrere zehntausend Menschen zujubelten, warnte abermals vor einem massiven Wahlbetrug durch Milošević, vor allem im Kosovo. Koštunica sagte, Jugoslawien müsse zu einem „normalen demokratischen Land“ werden, in dem „die Regierung keine Angst vor den Bürgern hat und die Bürger keine Angst vor der Regierung haben“.

Falls Milošević tatsächlich nach Auszählung der Stimmen ins Hintertreffen gerät, erwarten viele Anhänger der Opposition einen offenen Machtkampf. sf

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