Fahrig, fade, kribbelfrei

■ Die Motivationshilfe Magath nützte nichts / Mit einem faden 1:1 gegen Frankfurt stellte sich Werder Bremen kurz vor den Abstiegsrängen auf
Von Jochen Grabler

Hatte irgendwer das Wort „Rache“ in den Mund genommen? Oder von einem „besonderen Spiel“ geredet, weil doch noch ein „paar Rechnungen offen“ seien? Für Marathon-Läufe im Morgengrauen und Medizinball-Marter? Auch wenn die Bremer Spieler derlei öffentlich weit von sich wiesen – intern war so manchem im Laufe der Woche doch ein gewisser Kribbel anzumerken. Immerhin ging es gegen Ihn. Magath. Und so verwundert's auch kaum einen Fußballfreund, dass beispielsweise Raphael Wicky schon Tage vor dem Spiel knurrte, dass er gegen den „unbedingt“ auflaufen wolle. Dumm nur, dass der derart motivierte Wicky am Samstag auf der Bank Platz nehmen musste. Dumm auch, dass neben ihm die ebenfalls Magath-geschädigten Herren Frings und Herzog saßen. Sehr dumm, dass von besonderem Eifer auf Bremer Seite so gar nichts zu spüren war. Und erst recht dumm, dass auch die Eintracht nicht übermäßige Anstrengungen unternehmen mochte, das zahlende Publikum zu erfreuen. Kurzum: Werder gegen Frankfurt war ein komplett kribbelfreier Kick, fahrig und fade, langweilig. 1:1. Mehr hatte auch keiner verdient. Die gut 26.500 Zuschauer vielleicht ausgenommen.

Dabei konnten die Frankfurter durchaus zufrieden sein. Mit nicht sonderlich kreativen Anstrengungen hatten sie ihr erstes Auswärts-pünktchen eingefahren – immerhin. Und das auch noch über 40 Minuten mit einem Mann weniger auf dem Rasen. Hubtchev hatte den frei laufenden Ailton per Textilfoul am direkten Weg zum Tor gehindert und dafür früher Feierabend machen dürfen. Aber bange musste es Magaths Mannen darob nicht sein. So schwach die Eintracht im geordneten Spiel nach vorne auch sein mochte, so stark war sie in der Spielverhinderung. Wobei das angesichts dieses Gegners nicht allzu schwer war. Denn Angst verbreiten die Bremer in ihrer derzeitigen Form am allerwenigsten. Dann schon eher Mitleid – derart verunsichert ist die Combo von Thomas Schaaf in diesen Tagen. Da nützt nicht einmal die Motivationshilfe Magath.

Schon in Minute acht hatte Heldt für die Eintracht einen Elfmeter verwandelt. Das schien seinen Kollegen ausreichend Sicherheit für den Rest der Partie gegeben zu haben. Die Bremer dagegen warf die Frankfurter Führung von einer nervlichen Kalamität in die nächs-te. Für Werder war nach dem verkorksten Saisonstart ein Sieg Pflicht – nur ist der ziemlich unmöglich, wenn kaum ein Grün-Weißer wenigstens Normalform zeigt: Baumann mangelt's an Sicherheit, Barten an der Tauglichkeit für die Spielklasse, Krstajic an der rechten Bindung zu seinen Nebenleuten und Tjukuzu praktisch an allem. Der vergrützte beinahe jede Aktion. Von Bode kann man lediglich berichten, dass er dabei war, Pizarro springt mit schrecklicher Regelmäßigkeit das Spielgerät unerreichbar weit vom Fuß, dafür rennt Ailton acht- von zehnmal ins Abseits. Und als nach der Pause Herzog und Frings und später auch Wicky mittun durften – änderte sich an der spielerischen Mangelwirtschaft nur kaum etwas. Mehr als einen abgefälschten Sonntagsschuss von Fabian Ernst kurz vor der Pause brachte diese Truppe nicht im Frankfurter Tor unter. Immerhin war's der beste Bremer, der mit einem Treffer belohnt wurde.

Dagegen reichte das Frankfurter Mittelmaß allemal. Denn vom spielerischen Glanz, den Schaaf seinen Bremern in der vergangenen Saison so manches Mal abverlangt hat, ist seit dem Sommer nichts mehr zu spüren. Trotz millionenschwerer Verstärkungen ist Werder vom Ziel Champions League meilenweit entfernt. Und der Trainer wirkt einigermaßen ratlos. Er müsse gemeinsam mit der Mannschaft „rauskriegen, woran's liegt“, meinte Schaaf. Viel Zeit hat er nicht. Schon am Donnerstag müsste seine Truppe das peinliche Hinspiel-0:2 gegen die bestenfalls zweitligatauglichen Kicker von Anlayaspor wettmachen. Man darf Zweifel haben, ob das gelingt. Zeit. Werder steckt in der Tabelle kurz vor den Abstiegsrängen fest – und da gehört die Mannschaft auch hin.