Hasch im Reichstag: Fahndung läuft

Zwei Parlamentarier der rot-grünen Regierungskoalition haben in den Heimaterde-Trog im Lichthof des Reichstags Hanfsamen der genmanipulierten Sorte „Super-Skunk“ geschmuggelt. Das gärtnerische Konzept des Künstlers sieht freien Wildwuchs vor

von BARBARA BOLLWAHN
DE PAEZ CASANOVA

Aufregung im Reichstag: Nachdem erst vor wenigen Tagen ein persönlich „fehlgeleiteter“ Mann aus Magdeburg versucht hatte, mit seinem benzingetränkten Wagen den Reichstag in Brand zu setzen, erfolgte jetzt der nächste Angriff auf die Würde des Hauses. Zwei Parlamentarier der rot-grünen Regierungskoalition haben nach eigenem Bekunden Hanfsamen in den 21 mal 7 Meter großen Holztrog des Konzeptkünstlers Hans Haacke gesät, in dessen Mitte die Inschrift „Der Bevölkerung“ prangt. Haacke hatte alle 669 Bundestagsabgeordneten aufgefordert, den Trog mit Erde aus ihren Wahlkreisen zu füllen.

Nach dem Motto „Wenn schon, denn schon“ haben die beiden Parlamentarier, die nun auf ein Cannabis-Feld im Lichthof des Hohen Hauses hoffen, Samen der genmanipulierten niederländischen Sorte „Super-Skunk“ gesät. Die ist bekannt für einen hohen Anteil des berauschenden Wirkstoffes THC. Das, aber nicht ihre Namen, haben sie „Spiegel-Online“ gesteckt. Die Bundestagsverwaltung zeigte sich am Wochenende noch gelassen. „Das gärtnerische Konzept des Künstlers ist ja, alles so wachsen zu lassen, wie die Natur will.“

Haackes Holztrog mit der Erde aus den Wahlkreisen der 669 Bundestagsabgeordneten war von vornherein stark umstritten. Nur mit einer knappen Mehrheit von zwei Stimmen kam es überhaupt zustande. Vor allem Kritiker von CDU/CSU und Grünen hatten Haackes Entwurf als „politisch wie ästhetisch misslungen“ oder als „skurriles Erd-Ritual“ kritisiert. Bisher haben entsprechend wenige Volksvertreter zur Schaufel gegriffen, unter anderen Bundestagspräsident Thierse (SPD) mit Erde vom Jüdischen Friedhof in Prenzlauer Berg und der PDS-Abgeordnete Fink mit Erde aus Rabensteinfeld, der Endstation der Todesmärsche aus Sachsenhausen und Ravensbrück.