man at work – heute: amelie lux, die surfende soldatin mit der kuriosen konstanz
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Die Zyniker des Sports sagen: Der Zweite ist der erste Verlierer. „Silber ist eine riesige Belohnung“, sagt dagegen Amelie Lux. Bis zuletzt hatte sie bei den Surferinnen geführt, erst auf der Abschlussregatta verlor sie Gold. An Land lieferten sich eine Hand voll deutscher Fans, angeführt von Amelies Freund Johannes Polgar, selbst Tornadosegler, und eine Gruppe Tifosi ein lautstarkes Anfeuerungsgefecht. Am Ende war ihre Landsfrau Alessandra Sensini vorn. Lux haderte nach der Zieldurchfahrt keinen Augenblick. Sie ließ sich vom Brett plumpsen und überreichte Sensini das Gelbe Trikot der Führenden, das sie eine Woche lang trug.

Nicht viel hätte gefehlt und Amelie Lux wäre in Sydney gar nicht dabei gewesen. Dreimal verpasste sie die Qualifikation um einen Rang, was ihr in den Kieler Nachrichten die Schlagzeile „Kuriose Konstanz“ einbrachte. Das Schlüsselerlebnis hatte Lux im Januar. Als sie bei der WM vor Neukaledonien die ersten zwei Wettfahrten in den Sand gesetzt hatte und traurig war, sagte ihr Vater Reinhard Lux am Telefon: „Du musst dir bewusst werden, was diese WM für eine Auswirkung auf dein weiteres Leben hat – keine. Also gehe raus und habe Spaß.“ Im Mai schaffte sie bei der EM doch noch das „last minute-Ticket“ für Olympia. Mit der eigens eingeflogenen Mutter Barbara wird Lux nun die restlichen Tage genießen. „Das tollste Rennen meines Lebens“ wird ihre Zukunftsplanung wohl durcheinander bringen. Da ihre Zeit bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Appen endet, wollte die 23-Jährige eigentlich studieren. „Aber jetzt, mit der Medaille, bin ich vielleicht ja lukrativ für Sponsoren“, hofft sie, „und vielleicht kann ich meinen Sport ja noch weiter mit der gleichen Intensität betreiben.“ RALF MITTMANN