Hilfe, wir werden gerettet! Teil 3

Indonesien ist das heutige Beispiel in unserer Serie zur Tagung von IWF und Weltbank in Prag.Es zeigt, wie der IWF jahrzehntelang das Suharto-Regime stützte und dann zu seinem Sturz beitrug

BANGKOK taz ■ In wenigen Ländern ist die politische Rolle des Internationalen Währungsfonds (IWF) so deutlich wie in Indonesien: Jahrzehntelang hatten die Banker aus Washington das Regime Suhartos gestützt – um ihn am Ende zu stürzen. Der damalige IWF-Chef Michel Camdessus drückte es so aus: „Wir haben die Bedingungen geschaffen, die Präsident Suharto zwangen, seinen Job aufzugeben.“ Unvergessen ist das selbst von Suharto-Kritikern als schmachvoll empfundene Bild von der Kapitulation des alten Diktators, der sich zur Unterschrift unter die IWF-Kreditdokumente beugt – während Camdessus von oben herab zuschaut.

Noch im Sommer 1997, als Thailand schon unter der Wucht der Finanzkrise litt, hatte der IWF die Wirtschaftspolitik Jakartas gelobt. Als Suhartos Experten im August den Wechselkurs der indonesischen Währung freigaben, erklärte IWF-Manager Stanley Fischer: „Die Freigabe der Rupiah, verbunden mit den starken Grundlagen der indonesischen Ökonomie und unterstützt von einer klugen Haushalts- und Währungspolitik, wird es der Wirtschaft erlauben, die eindrucksvollen Erfolge der letzten Jahre fortzusetzen.“

Nur wenige Monate später, Ende Oktober, musste Indonesien den IWF um Hilfe rufen. Es erhielt die Zusage über ein internationales Kreditpaket von rund 43 Milliarden Dollar.

Wie zuvor in Thailand war die Hilfe mit harten Bedingungen verbunden. Der IWF verlangte dafür unter anderem eine Reform des Bankensystems, einen transparenten Staatshaushalt mit drakonischen Einsparungen wie der Kürzung von Subventionen bei Ölpreisen und den Abbau von Schutzzöllen. Die plötzliche Schließung einiger Banken verursachte Panik in der Öffentlichkeit, Milliardengelder wurden ins Ausland gebracht.

Suharto, dessen korrupte Familie sich vor allem in den letzten Jahren schamlos bereichert hatte, dachte zunächst gar nicht daran, die Bedingungen des IWF zu erfüllen. Als er schließlich doch wie gefordert die Öl- und Benzinpreise anhob, kam es zu schweren Unruhen, die seinen Sturz im Mai 1998 einleiteten.

JUTTA LIETSCH