Sonderregeln, made in USA

C. J. Hunter, Kugelstoß-Weltmeister und Ehemann von Olympiasiegerin Marion Jones, war im Juli gedopt. Der US-Verband steht im Verdacht, systematisch zu vertuschen

SYDNEY dpa/taz ■ Der Leichtathletik-Weltverband IAAF bestätigte am Montag, dass Kugelstoß- Weltmeisters Cottrell J. Hunter (31) positiv getestet worden ist. In einer Urinprobe des Ehemanns von 100-m-Olympiasiegerin Marion Jones (24), genommen beim Sportfest am 28. Juli in Oslo, sollen Spuren von Nandrolon und Testosteron gefunden worden sein. Der australische Daily Telegraph berichtet, dass der zulässige Grenzwert bei Nandrolon um das Tausendfache überschritten wurde. Hunter erklärte, er werde sich „nachdrücklich verteidigen“. Jones verweigerte gestern jeden Kommentar.

Nun fragt sich alle Welt nicht nur, ob Jones, die in Sydney noch vier weitere Goldmedaillen gewinnen will, womöglich auch gedopt ist. Der ganze US-Verband USATF wird verdächtigt, systematisch Dopingfälle zu vertuschen: Arne Ljungqvist, Vorsitzender der Anti-Doping-Kommission der IAAF, beschuldigt den USATF, Informationen zu 15 Dopingfällen zurückgehalten zu haben. Der Vorsitzende der IOC-Medizin-Kommission, Alexandre de Merode, sprach von fünf positiven Fällen seit 1998, die nicht öffentlich gemacht worden sind. Der Athletenvertreter im IOC, Johann Koss, vermutet „Sonderregeln“ für US-Sportler im Doping. USATF-Präsident Craig Masback räumte ein, es habe „Berichte über positive Tests gegeben. Doch ich kann mit Entschiedenheit sagen, keiner unserer für Sydney nominierten Athleten ist betroffen“.

Dieter Kollark, Trainer der Weltmeisterinnen Franka Dietzsch und Astrid Kumbernuss, glaubt an einen langen Rechtsstreit: „Bei der Kohle, die Hunter und Jones haben, kann das bei Nandrolon und Testosteron noch interessant werden.“ Kollark meint, die Leichtathletik solle es halten wie die Gewichtheber, wo der ganze Verband bei drei positiven Dopingfällen gesperrt wird: „Es muss eine Selbstdisziplin geben.“

Der Ausschluss des bulgarischen Gewichtheberteams wegen Dopings entbehrt nach einem Beschluss des Olympia-Sportgerichts aber einer Rechtsgrundlage. Schwergewichtler Alan Zagaew durfte gestern mitheben und gewann Silber.