Fast wie im richtigen Leben

Jugendliche durften drei Tage lang „Bundestag“ spielen. Thierse war echt begeistert.

BERLIN ap ■ Rund 450 Jugendliche aus allen Bundesländern haben am Dienstag im Bundestag debattiert, dass die Fetzen flogen. Letztlich waren sie sich einig: der Kampf gegen Rechtsextremismus in Deutschland muss verstärkt werden. Regierung und Parlamentarier seien besonders gefordert.

Die Mädchen und Jungen im Alter von 16 bis 24 Jahren waren auf Einladung von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse erstmals zu der parteiübergreifenden Veranstaltung „Jugend und Parlament“ nach Berlin gereist. Sie verabschiedeten mit etwas über zwanzig Gegenstimmen eine Resolution gegen Rechts.

Vorausgegangen war eine Kontroverse im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes, weil ein großer Teil der jungen Leute auch die Gefahr von Linksextremismus in die Resolution einbeziehen wollte. „Jeder Extremismus“ sei als Gefahr für die Demokratie zu ächten, forderten die Kritiker. Das Papier war im Arbeitskreis „Miteinander-Nebeneinander-Gegeneinander“ unter Vorsitz der SPD-Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese erarbeitet worden.

Der in Zeitnot gekommene Thierse drängte zur zügigen Abstimmung der Resolution. Er erklärte den Gästen, dass in solchen Fällen bei offiziellen Bundestagsdebatten Nachberatungen möglich seien. Dieser Mechanismus entfalle jedoch bei der Veranstaltung „Jugend und Parlament“.

Thierse stellte erleichtert fest, dass sich die Jugendlichen im „Hohen Haus“ nach der Kontroverse wieder vertrugen. Die junge Teilnehmer appellierten an die Politiker, die Vorschläge in ihre politische Arbeit einzubeziehen. Bei der Extremismusbekämpfung müsse auch den Hauptursachen nachgegangen werden, wurde gefordert. Dazu gehörten vor allem in Ostdeutschland Arbeitslosigkeit und mangelnde Zukunftsperspektiven.

Thierse betonte, die Veranstaltung biete Politikern die Chance, von der Jugend als eine Art „Frühwarnsystem“ über Probleme aus einer anderen Perspektive informiert zu werden.