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Lokalkoloratur

Wer die Wahl hat, hat die Qual, lautet ein Sprichwort, dessen tieferen Sinn nur ermessen kann, wer jemals Wolfgang Prill bei der Arbeit zugesehen hat. Wenn er beim langweiligsten aller behördlichen Akte, denen Journalisten beiwohnen dürfen, Sozialdemokraten, bibeltreue Christen und anarchistische Pogos mit stoischem Gleichmut daraufhin prüft, ob sie alle formalen Voraussetzungen erfüllen, die erfüllen muss, wer in Hamburg gewählt werden möchte, dann könnte man meinen, das mache ihm auch noch Spaß. Der Staatsrat in der Innenbehörde ist nun mal qua Amt auch Landeswahlleiter und würde niemals zugeben, wie sehr er seine Vorgänger beneidet. Seit dem 1. Oktober 1900 hat Hamburg ein Landeswahlamt, welches nur 40.000 Inhaber von Bürgerrechten, 7000 Grundeigentümer und 1300 Notabeln verwalten musste. Prill aber muss sich mit 1,2 Millionen Wahlberechtigten herumschlagen. Und nächstes Jahr wohl auch noch mit Schill. Wahrscheinlich macht ihm selbst das noch Spaß. smv

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