Veddeler Visitenkarte

■ Hamburgs einzige erhaltene Auswandererhalle soll Museum werden

Ein „europäisches Gegenstück zu Ellis Island in den USA“ könnte sie werden, schwärmte gestern die GAL-Fraktionsvorsitzende Antje Möller über die letzte noch erhaltene Halle des „Auswandererhafens“ auf der Veddel. SPD und GAL wollen aus dem fast 100-jährigen Bau eine Erinnerungsstätte machen. Rund dreieinhalb Millionen Mark soll die Restaurierung kosten. 600.000 Mark vom Bund und 400.000 Mark von der Hamburger Stadtentwicklungsbehörde Steb sind bereits zugesagt, für die Restsumme sollen private Sponsoren gesucht werden.

Die Veddeler Halle war Teil einer kleinen Stadt für Auswanderer, die die Reederei HAPAG zu Beginn des 20. Jahrhunderts baute. Eine Zwischenstation für Millionen von Menschen, hauptsächlich aus Deutschland und Ost-Europa, die vom Hamburger Hafen aus das Land in Richtung USA verließen. Bis zu 5000 Menschen gleichzeitig warteten dort oft wochenlang auf ihre Einschiffung, die evangelischen und katholischen Auswanderer hatten ihre eigenen Kirchen, für Menschen jüdischer Konfession wurde eine Synagoge errichtet und es gab koscheres Essen. In der NS-Zeit dienten die Hallen unter anderem als Lager für Zwangsarbeiter, ab 1954 wurden sie nach und nach abgerissen.

Lediglich das Gebäude am S-Bahnhof Veddel blieb erhalten und soll nun zum Museum werden. Kernstück der Ausstellung sollen die noch vollständig erhaltenen Listen der Auswanderer bilden. Außerdem sollen Originale wie Koffer, Kleidungsstücke und Fotos zu sehen sein.

Eine solche Dokumentationsstätte „wäre ein Aushängeschild für die Stadt und eine Visitenkarte für die Veddel“, sagte gestern SPD- Fraktionschef Holger Christier. Das neue Museum sei Teil eines Emigrations-Projekts. Schon jetzt können im Internet Auswanderer-listen des Hamburger Hafens eingesehen werden. „Es hat viele positive Rückmeldungen gegeben“, betonte Christier. Und für GAL-Kollegin Möller ist ein Ort, an dem sich Besucher „in die Lage von Auswanderen damals – und heute – hineinversetzen“ könnten, auch „ein Baustein gegen rechtsextre-mistische und fremdenfeindliche Tendenzen“. dpa