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: Der kleine Vampir

Vampire erschrecken heutzutage niemanden mehr. Man muss nur kleine Kinder fragen. Schwarze Klamotten sind cool, ungesunde Blässe ist eher süß und Gruseln auf dem Friedhof fast schon nette Familienunterhaltung. In der Pubertät geht es dann mit zünftigem Splatter los. Bis es so weit ist, müssen die lieben Kleinen aber noch mit „Der kleine Vampir“ vorlieb nehmen.

Angela Sommer-Bodenburgs Buch von 1979 und seine diversen Fortsetzungen gehören lange schon zu den weltweit erfolgreichsten Kinder-Stoffen. Nach Buch, Hörspiel, TV-Serie und Musical war die Komplettierung der Produktpalette nur eine Frage der Zeit. Nun also der Kinofilm als deutsch-holländische Koproduktion mit internationalem Anspruch: Finanziert wurde mit deutschen und niederländischen Fördergeldern, gedreht in Schottland und Nordrhein-Westfalen von einem deutschen Regisseur mit einer britisch-amerikanischen Besetzung. Und aus dem Anton des Originals wurde mit Blick auf die weltweiten Marktchancen ein Tony, gespielt von Jonathan Lipnicki, der sich mit Rollen in „Jerry Maguire“ und „Stuart Little“ langsam zum Kinderstar mausert.

Ansonsten ist man um Modernisierung des Stoffes bemüht – und das nicht gerade behutsam. Tony bringt dem Nachwuchsvampir Rüdiger sehr schnell bei, wie man eine Nintendo-Konsole bedient, geplaudert wird in einem Idiom, das die Drehbuchautoren wohl für die Sprache der Kids halten. Tonys Vater ist Golfplatzarchitekt und aus dem Friedhofsgärtner Hans Geiermeier wird hier ein verfetteter Alt-Punkrocker, der seinen Lebensunterhalt als mobile Vampir-Eingreiftruppe bestreitet.

Berühmt wurde Regisseur Uli Edel mit „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ – mit „Last Exit Brooklyn“ und „Body of Evidence“ ruinierte er dann seine viel versprechende Karriere. Seine Protagonisten zeichnet er trotz einiger renommierter Darsteller vorzugsweise als Karikaturen ihrer selbst: Vampire als sabberndes Geisterbahnpersonal und schottische Grafen als arrogant-debilen Adelsausschuss. Es wirft ein bezeichnendes Bild auf die Wertschätzung des Kinderfilms hierzulande, dass anderweitig gescheitertes Regiepersonal hier sein Gnadenbrot verdient. Liebevolle Kleinarbeit und wohl auch der Großteil des Etats wurden allein für die Computeranimation verwendet. Nun fliegen Vampire und gebissene Kühe recht eindrucksvoll übers schottische Hochland, der Film aber hebt nie so richtig ab.

THOMAS WINKLER

„Der kleine Vampir. Regie: Uli Edel. Mit Jonathan Lipnicki u. a. Deutschland/Niederlande 2000, 95 Min.