Altenteil für Flug-Veteranen

Bundeswehr denkt über Rückzug aus der Luftrettung nach  ■ Von Kai von Appen

Die Unfallrettung aus der Luft bleibt in Hamburg erhalten. Das haben Feuerwehr und Bundeswehr bekräftigt und damit anderslautende Gerüchte dementiert. Allerdings wird es wohl in den kommenden Jahren Veränderungen geben: So könnte sich die Bundeswehr mit ihrem „SAR-Hamburg 71“-Ret-tungshubschrauber aus Hamburg verabschieden, weil die benötigten neuen Maschinen für Hamburgs enge Straßen vermutlich untauglich sein werden. Dann soll ein ziviler Rettungsdienst in die Bresche springen.

27 Jahre sind die SAR-Hubschrauber vom Typ „Bell UH/1D“ mittlerweile im „Primärrettungsys-tem“ im Einsatz. Fast 40.000 Rettungseinsätze flog seither der „SAR Hamburg 71“ in Hamburg und Umgebung.

„SAR“ steht für „Search and Rescue“ (Suche und Rettung). Hamburg ist die einzige deutsche Großstadt, die über einen eigenen Rettungshubschrauber mit Notarzt verfügt. Der ist eng in das Rettungssystem der Feuerwehr eingebunden.

Konkrete Pläne über eine Veränderung der Situation gebe es derzeit nicht, beteuern alle, dabei laufen die Diskussionen über dieses Thema bereits seit zwei Jahren. „Die Lebensdauer des Vietnam-Veteranen ist langsam abgelaufen“, so Feuerwehrsprecher Horst Köhler. Der Bell-Hubschrauber ist in den sechziger Jahren als Transporthubschrauber für den Dschungelkrieg in Vietnam konzipiert worden und wird seit Mitte der siebziger Jahre bei der Bundeswehr als Rettungshelikopter eingesetzt.

Bei der Bundeswehr wird tatsächlich derzeit darüber nachgedacht, den 25 Jahre alten „Teppichklopfer“, so der Spitzname wegen seines Rotorengeräusches, durch neues Fluggerät zu ersetzen. Und bei der Anschaffung neuer Heli-kopter stehen natürlich primär militärische Interessen im Vordergrund. „Die werden vermutlich einen Typ anschaffen, der auch im Kosovo tauglich und wahrscheinlich größer ist“, befürchtet Köhler. „Aber diese Hubschrauber könnten nicht mehr auf den engen Straßen Hamburgs landen.“

Schon jetzt ist das oft eine Meisterleistung. Bei einem Rotorenradius von 14,8 Metern sollte ein Landeplatz eigentlich einen Umfang von 30 mal 30 Metern haben. Doch oft geht im Not- und Ernstfall der „SAR Hamburg 71“ auf kleinen Plätzen nieder. „Gerade wenn das Leben von Kindern in Gefahr ist“, so ein Crew-Mitglied zur taz hamburg „landen wir auch mal bei 17 Metern Umfang.“ Das Fazit von Feuerwehrsprecher Köhler: „Mit der Größe steht und fällt unser Hubschrauber.“

Der SAR-Sprecher Oberstleut-nant Klaus Vogelsang bestätigt „eine Diskussion“ über Anschaffung neuen Flugerätes. Aber: „konkret ist noch keine Entscheidung gefallen und das wird auch noch dauern.“ Allerdings ist auch für Vogelsang ein Abschied nicht unwahrscheinlich: „Wir haben uns in den letzten Jahren in vielen Regionen aus der zivilen Luftrettung zurückgezogen, weil es mittlerweile genügend zivile Betreiber gibt“, erläutert er. So sei in vielen Gegenden die Luftrettung vom ADAC oder der Rettungswacht übernommen worden.

„Auch wenn wir uns aus Hamburg zurückziehen, wird die Versorgung auf jeden Fall gesichert bleiben und durch einen zivilen Betreiber übernommen“, beteuert er. Doch das liege alles noch in ferner Zukunft. Vogelsang: „Nach wie vor fliegen wir in Hamburg und das wird auch noch ein paar Tage so bleiben.“