■ Urdrüs wahre Kolumne
: Nationale Nudelwoche

Das real existierende Bremer Lehrinstitut „Die tanzende Wildsau“ (Transformation durch Tanz und meditatives Tanzen) bietet von Herbst 2000 bis Herbst 2002 die Fortbildung „Aus dem Raum des Herzens tanzen“, inklusive Arbeit an den Erlebnislinien Vitalität, Affektivität, Kreativität und Sexualität. Da dieses berufsbegleitende Programm zum Schluss auch noch mit einem Zertifikat abgesegnet wird, ist mir um die Zukunft von „Tanz Bremen“ nicht bange: Derart qualifizierte und zertifizierte Wildsäue mit affektiver Kreativität kann der Senat auf Dauer schon aus arbeitsmarktpolitischen Gründen nicht links oder rechts liegen lassen, bei Strafe seines Untergangs. Das wird auch noch der unionseigene Tango-Jüngling Jens Eckhoff begreifen!

Der taz-Beitrag über Skins in Weener erinnert mich an einen früheren zweistündigen Aufenthalt in diesem Kaff zwischen zwei Zügen und dem vergeblichen Versuch, in einem dortigen Wirtshaus eine Frikadelle oder wenigstens eine Ochsenschwanzsuppe zu bekommen. „Bifi könnse haben, Käsestick oder Erdnüsse“, enthüllte mir der Schlichtgastronom seine Küchengeheimnisse, um dann unter dem fröhlichen Gelächter einiger stiernackiger Thekengäs-te zu prahlen: „Sonst hatten wir ja auch noch Zigeunerschnitzel, aber das Gas ist für die Bande ja abgeschafft“. Hat sich also nicht viel geändert, so dicht an der Grenze...

Unerbetenen Besuch bekamen die Insassen des Bremer Abschiebeknasts neulich von frischblütigen Polizeischülern, die es bei dieser Visite im Menschenzoo der Ausländerbehörde nicht an witzigen Bemerkungen fehlen ließen. Ob wenigstens die Jungbullizisten hinterher ein Zigeunerschnitzel serviert bekamen?

Paul & Paula dürfen jetzt also doch am Oldenburger Kramermarktumzug in schwuler Prachtentfaltung teilnehmen und den Oberbürgermeister der Hunte-Metropole nach Strich und Faden sexuell belästigen, bis er seinen Rücktritt wegen Nervenzusammenbruch erklärt: Das live mitzuerleben ermöglicht das dritte Regionalprogramm in Farbe - und auf dem Festwagen der Jungen Union wollen sich die harten Lederkerle als Untermieter einnisten und dem freudig bewegten Fachpublikum am Straßenrand vorführen, was Kohl und Pinkel mit Vereinigung zu tun haben. Wir wünschen gutes Stehvermögen, auch nach dem vierten oder fünften Bullenschluck – den kleinen Feigling bitte gleich zu Hause lassen!

Eckehard Mordhorst, stillgestanden! Und gefälligst die Hände aus den Hosentaschen, wenn der steuerzahlende Bürger als Ihr Arbeitgeber mit Ihnen spricht. Ihr Personal, für dessen Verhalten Sie als Vorgesetzer in der Pflicht stehen, hat also erwiesenermaßen den Bremer Schüler Tim K. auf der Polizeiwache erheblich verletzt und Sie schaffen es nicht einmal, die dabei tätig gewesenen Sadisten aus einem Trüppchen von elf verdächtigen Typen herauszufinden. Schon mal was von Beugehaft gegen unwillige Zeugen gehört? Von Gegenüberstellungen, Beweissicherung, Verhören und Ermittlungen und was sonst noch so zum Ausbildungsprogramm für Ihren Job gehören sollte? Okay, okay: Vielleicht taugen Sie nicht allzu viel in Ihrem Beruf, das Peter-Prinzip wirkt ja vermutlich auch bei der Polizei und trägt einen jeden Streber in der Hierarchie über die Grenzen seiner Kompetenz hinaus - aber wo bleibt wenigs-tens die Beschämung über diesen Vorfall? Wo das öffentliche Bedauern und das Eingeständnis, daß mit solchen Kerlen kein Rechtsstaat zu machen ist? So, stehen Sie wieder bequem. Und denkense mal verantwortungsbewusst drüber nach, falls Ihnen so was möglich ist.

Noch feiert dein Rewe- oder Edeka-Kaufmann als dein guter Nachbar mit dir die Nationale Nudelwoche durch Spätzle und Makkaroni zum DEUTSCHLAND FREU DICH PREIS, bis auch dieses Glück am 3.Oktober seinen Schlusspunkt mit dem Tag der Einheit findet. Der immerhin ist für die meisten Menschen in diesem Lande ein freier Tag: Sage niemand, dass wir nicht auch einen kleinen Vorteil im größer gewordenen Deutschland finden können. Und dennoch beharrt weiterhin auf Wiedereinsetzung des arbeitsfreien Buß- und Bettags für die verzagte Christenheit und das schlaffe Heidentum

Ulrich „Doitshman“

Reineking