Chefredakteur Gnadenlos in Aktion

Offenbar räumt Springers künftiger Vorstandschef Mathias Döpfner schon mal vor Dienstantritt kräftig auf

BERLIN taz ■ Es sieht ganz nach einer Komplett-Rochade aus: Nachdem der Abgang von Michael Spreng bei der Bild am Sonntag schon vor einigen Tagen bekannt wurde, soll jetzt auch BZ-Chefredakteur Franz Josef Wagner sein Büro räumen. Und damit das Paket komplett wird, machen sich nach einem Bericht des Branchendienstes rundy auch die Springer-Lokalblätter Hamburger Abendblatt und Berliner Morgenpost für einen Wechsel an der Redaktionsspitze bereit.

„Wir beteiligen uns nicht an Personalspekulationen“, heißt es zwar unisono bei den Springer-Hauptsitzen in Hamburg und Berlin. Definitiv dementiert werden aber nur die kursierenden Gerüchte, der Konzern wolle zum kommenden Wochenanfang vollendete Tatsachen melden: „Am Montag wird es von uns keine Meldung geben“, beschied gestern die Berliner Verlagssprecherin.

Laut rundy sind auch die Nachfolger schon inthronisiert: Nach Wagner kommt angeblich Claus Strunz, 33, bisher stellvertretender Chefredakteur bei Springers Welt. Und Uwe Dulias, der zweite Mann bei Bild, soll BamS-Chefredakteur Spreng beerben. Somit vollzöge sich die Rochade streng hausintern – auch ein Indiz, dass der erst bevorstehende Aufstieg von Noch-Welt-Chefredakteur Mathias Döpfner zum Konzernchef schon im Vorfeld Wirkung zeigt.

Döpfner war erst im August überraschend am für den Posten eigentlich favorisierten bisherigen Zeitungsvorstand Claus Larass vorbeigezogen, der daraufhin ins Medienreich von Springer-Mitinhaber Leo Kirch wechselte. Der 37-jährige Döpfner gilt als Intimus von Verlegerwitwe Friede Springer und soll für sie gleich zwei Meisterleistungen vollbringen: den bisher arg vernachlässigten Markt der Online- und elektronischen Medien für das Unternehmen erschließen und bei den festgefahrenen Tageszeitungen aufräumen.

Als Sanierer hat sich Döpfner stets verstanden, ohne kleinliche Rücksichtnahme packte er auch bisher schon in den Redaktionen zu: Als er (noch in Diensten von Gruner + Jahr) die Hamburger Morgenpost übernahm, folgte erst mal ein innerredaktionelles „Kettensägen-Massaker“ (so damals Gerwekschaftschef Jürgen Bischoff). Und nach der Morgen- war die Wochenpost dran – die der Verlag nach eineinhalb Jahren Döpfner-Sanierung und heftigem Auflagenverlust verkaufte.

Immerhin: Die Welt, Döpfners jüngstes Kind, jetzt schon in Diensten von Springer, wurde zumindest ein publizistischer Erfolg. Doch das Defizit des Blattes blieb. STG