Keine Sauereien

Die Vegetarische Initiative wirbt mit bitterbösen Postkarten und schmackhaften Rezepten für weniger Fleischkonsum  ■ Von Gernot Knödler

Das Kalb guckt ganz harmlos: „Mein Name ist Lilly, Teile von mir finden Sie demnächst in der Tiefkühltruhe Ihres Supermarktes“, stellt es sich vor. Mit dieser und ähnlichen Postkarten versucht die Vegetarische Initiative die Menschen vom fleischlosen Leben zu überzeugen. Empfindsamen MitbürgerInnen wie der Kollegin H. treiben solche Motive die Tränen in die Augen – auf ihre Lammnüsschen oder ihr Kalbsfrikassee verzichten will sie aber keineswegs.

Wenigstens am Sonntag könnte sie von dem vegetarischen Rezept Gebrauch machen, das am Schluss dieses Artikels abgedruckt ist. Denn morgen ist Welt-Vegetarier-Tag, wie uns das Reformhaus nicht ganz uneigennützig informiert. Der Vegetarischen Initiative ist das egal – sie kämpft das ganze Jahr über für weniger Fleischkonsum.

Der Initiativkreis ist in Hamburg entstanden, als „eine gute alte Bürgerini“, erzählt Armin Mück aus Amelinghausen, der zum engsten Kreis der AktivistInnen zählt. Viele MitstreiterInnen sind wie Mück nach und nach ins Umland gezogen. Der Kontakt zur Öffentlichkeit läuft aber weiterhin über Hamburg: Jeden ersten Mittwoch im Monat treffen sich die Vegetarier und solche, die es werden wollen, im „Gesund essen“, einem vegetarischen Restaurant in der Bundesstraße.

Die Ini ist kein Verein, hat also auch keine ordentlichen Mitglieder. Im Adressverteiler finden sich Mück zufolge 4- bis 5000 Namen. Die jüngste Anzeige zu Weihnachten in der Zeit zahlten 400 Leute, die dann auch ihren Namen unter den Aufruf zum Fleischverzicht setzen durften. Neben den Postkarten verschickt die Ini Broschüren mit Rezepten und ein buntes Magazin, das Jugendliche von der vegetarischen Lebensweise überzeugen soll.

Aktuell läuft eine Postkarten-Aktion, mit der die Lebensmittel-Konzerne dazu gebracht werden sollen, vegetarische Lebensmittel eindeutig zu kennzeichnen. Mit dem kleinen Fragebogen auf der Postkarte können sich KundInnen gezielt danach erkundigen, ob ein Produkt frei von tierischen Stoffen ist, oder warum ein Konzern seine vegetarischen Lebensmittel nicht kennzeichnet.

Warum der Aktivist Mück Vegetarier geworden ist? „Ich stamme aus dem Raum Frankfurt/Main, da hatte jeder Kaninchen im Garten“, erzählt er. „Ich hab' mich immer von denen verabschiedet.“ Später sei für ihn das Problem der Unterernährung in der Dritten Welt hinzu gekommen. Der Tierschutz allein hätte ihm nicht genügt.

Infos bei der Vegetarischen Initiative, Postfach 1136, 21383 Amelinghausen, Telefon 041 72/96 28 89

Gefüllte Artischocken

125 Gramm Tofu mit zwei Esslöffeln Sojasoße und Essig beträufeln, mit Salz und Pfeffer bestreuen, einige Stunden stehen lassen. Vier entstielte Artischocken etwa 30 Minuten lang kochen, dann die Blattspitzen abschneiden und den Kern herauslösen. Vier kleine gekochte und gewürfelte Kartoffeln, zwei zerhackte kleine Möhren und vier Esslöffel blanchierte Erbsen mit vier Esslöffeln Crème fraîche vermengen. Cayenne-Pfeffer und 100 Gramm gewürfelten Käse dazu geben und mit der Mischung die Artischocken füllen. In einer leicht gefetteten Auflaufform bei 200 Grad 20 Minuten lang überbacken.