germans at work – heute: teutonische athleten, die scheitern zur kunst erheben
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Es war nur eine Hürde, eine, die Damian Kallabis im Laufe seines 3.000-m-Hindernisläufer-Lebens schon etwa 27.845-mal übersprungen hat. Aber man soll sich das Beste für große Anlässe aufheben: Also blieb Kallabis ausgerechnet gestern im olympischen Finale an der allerersten Hürde hängen. Den Rest des Weges konnte er sich dann Zeit lassen. Es war eine nette Einlage, aber in der Rangliste deutscher AthletInnen um den versilberten Blumentopf für den elegantesten Abgang aus olympischen Hoffnungen nimmt Kallabis’ Fauxpas nur einen hinteren Rang ein. Denn gerade Deutsche haben in Sydney grandiose Geschichten des Scheiterns geschrieben.

So war es Wasserspringerin Conny Schmalfuß zu nass im Aquatic Centre: Aus Protest rutschte sie auf dem 3-Meter-Brett aus. Damit wir erfahren, dass es auch im Kajak Fehlstarts gibt, opferte sich Goldfavorit Lutz Liwowski, ließ sich im Halbfinale disqualifizieren. Die Trampolinspringerin Anna Dogonadze-Lilkendey landete – Gold vor Augen – neben ihrem Sportgerät. Der missglückte Übungsteil nannte sich „Rudy“.

Auch dabei: die Ballsportler. Tennisprofi Nicolas Kiefer zerrte sich vor seinem ersten Spiel die Adduktoren, traf dafür Muhammad Ali beim Frühstück. Die Handballer warfen in der letzten Viertelfinalminute gegen den Pfosten und kassierten den üblen Treffer. Noch hübscher: Tina Wunderlichs goldenes Eigentor im Fußballhalbfinale, als sie bemerkte, dass Norwegen nicht gewillt war, auch nur eine Torchance zu erspielen. Die beiden Kanuten Michael Senft und Andre Ehrenberg verloren die Orientierung im Wildwasserkanal – kein Wunder bei all dem Geblubber – und fuhren am drittletzten Tor vorbei. Der brustschwimmende Mark Warnecke vergaß völlig, dass seine Disziplin im Wasser stattfindet und verschluckte sich. Wer hat jemals behauptet, Deutsche hätten keinen Humor?

Noch steht kein Sieger fest, noch könnten Staffelstäbe fallen, Solingboote auseinanderbrechen, Schlauchreifen platzen. Aber, so viel ist sicher, deutsche Athleten arbeiten mit Hochdruck an noch innovativeren Möglichkeiten, Medaillenchancen in den Sand zu setzen.

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