Der außergewöhnliche Exklusivurlaub

Auf der einen Seite wird alles größer und billiger, auf der anderen Seite ist zunehmend Exklusivität gefragt. Auch der Reisemarkt polarisiert sich. Luxusreisen im oberen Preissegment finden immer mehr Kunden

Der Wüstentrip mit Champagnerfrühstück, die VIP-Reise der Superlative, der Wochenend-Einkaufstrip nach New York, die Wellnessreise im Sechssternebereich, die Game Lodge von Richard Branson im Krüger-Nationalpark – Deutschland reist exklusiv, zumindest tun das die, die es sich leisten können.

Das sind nicht wenige. Das Marktsegment Luxusreisen boomt. „Den Luxus einer teuren und außergewöhnlichen Reise leisten sich immer mehr Leute“, bestätigt auch Michael Frees, bei Dertour zuständig für den Bereich Fernreisen. Vorwiegend Selbstständige, Manager und höhere Beamte – Großverdiener eben – wünschen sich auf Reisen hohen Komfort und exklusiven Service. Nicht unbedingt einer der Superlative „weiter, höher, schneller, teurer, schicker“ wird gesucht, sondern die unverwechselbare, besondere Reise.

Während die klassische Luxusklientel langfristig plant, fallen die Reiseentscheidungen vor allem im oberen Management oft sehr kurzfristig. Zeit ist rar und bleibt eben Geld. Obwohl es nach Ergebnissen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) an Geld nicht mangelt: Der Luxuskonsum nimmt bei deutschen Verbrauchern kontinuierlich zu. Das betrifft nicht nur Kleidung, Armbanduhren und Restaurantbesuche, sondern eben auch Reisen.

Luxusreisen sind ein dankbares Geschäft, denn sie werden, solange sie angesagt sind und soziale Duftmarken setzen, unabhängig von der Konjunkturlage gebucht. „Das Premiumsegment ist mit Sicherheit unsensibler, weil dahinter eine finanziell starke Klientel steht, die substanziell ein höheres Einkommen und damit mehr Vermögen hat“, analysiert Micheal Tenzer von Terramar in der Fachzeitschrift für Fremdenverkehrswirtschaft, FVW International, die Szene.

Auf den Trend zu höherwertigen Reisen reagieren auch die Verkehrsträger. Die Fluggesellschaften werben mit immer neuem Komfort um First-Class-Kunden, in der Kreuzfahrtindustrie wächst die Kapazität an Luxusschiffen, und für Fans von nostalgischen Luxuszügen wird die Auswahl immer vielfältiger.

Das prätentiöse Produkt Luxusreise, oft von kleinen Spezialveranstaltern angeboten, hat allerdings, trotz wachsender Nachfrage, Probleme beim Vertrieb. Kunden, die sich teure Reise leisten können, erwarten ganz persönlichen Service und Einfühlungsvermögen. Das internet ist ihnen zu unpersönlich, der Direktvertrieb tut sich schwer in der Akquise, das Reisebüro ist auf Masse gepolt. Die FVW ahnt, warum Luxusreisen dort nur bedingt funktionieren: Gerade jungen Reisefachleuten im Reisebüro fehle oftmals das Verständnis, Kreuzfahrten oder Weltreisen zu verkaufen, deren Wert ihr eigenes Jahresgehalt teilweise um ein Vielfaches übersteige.

EDITH KRESTA