Gewonnenes Spiel verloren

■ Schönspielen allein genügt nicht: Gravierende Abwehrfehler kosten den FC St. Pauli drei mögliche Punkte am Bökelberg

Borussia Mönchengladbachs Trainer Hans Meyer atmete nach dem Abpfiff auf: „Ich bin richtig glücklich, dass wir so'n Scheiß-Ding gewonnen haben.“ Keine zehn Minuten waren gespielt, da hätte der FC bereits mit zwei Toren in Führung liegen müssen. Erst setzte Klasnic (7.) einen Foulelfmeter neben das Gehäuse, dann verzog Meggle (9.) freistehend. Statt der Führung gabs den Rückstand: einen katastrophalen Rückpass von Abwehrchef Stanislawski verwertete Osthoff (11.).

Anders als beim 1:4 in Duisburg warf dieses Gegentor jedoch die Kiezkicker nicht zurück, gegen die Kombinationen des überragenden Meggle fand Gladbach nie adäquate Mittel. Konsequent und verdient, dass der FC die Begegnung durch Klasnic (16.) und Patschinski (53.) noch umbog und eigentlich auf einen souveränen Sieg hinsteuerte. Doch schwere Abstimmungsprob-leme in der Abwehr verwandelten die drei Punkte binnen 60 Sekunden in null. Beim 2:2 passte Rahn im Strafraum nicht auf den eingewechselten Demo auf, beim 3:2 hob Scheinhardt die Abseitsposition des frei aufs Tor zulaufenden van Lent auf.

Es spricht für das Selbstbewusstsein des Beinahe-Absteigers aus dem Vorjahr, dass er auch nach der kalten Doppeldusche dem 3:3 noch nahe kam. Klasnic (78., 89.) hatte noch zwei Chancen zur Punkteteilung auf dem Fuß, ehe Nielsens Volleyschuss in der Nachspielzeit den 4:2-Endstand markierte.

Dass die etwa 2.000 Anhänger der Braun-Weißen, die sich in den Westen aufgemacht hatten, das Team nach der Niederlage noch feierten, konnte Dietmar Demuth kaum ermuntern. „Diese Niederlage hat mehr weh getan als die anderen“, resümierte der St. Pauli-Coach die dritte Auswärtspleite in Folge – zeigte sich aber auch zuversichtlich: „Wir werden hart arbeiten und haben noch genug Auswärtsspiele, in denen wir uns beweisen können.“ Folke Havekost