Minimal music for minimal audience

■ Das deutsche Jazzquartett „Zabriskie Point“ spielte im KITO und servierte den wenigen Gästen einen ziemlich tranigen Sound, dessen anfängliche Faszination schnell verflog

Traurig sah es aus im KITO! Gerade mal acht zahlende Gäste waren zum Konzert des deutschen Jazz-Quartetts „Zabriskie Point“ gekommen, und der Rezensent kann nicht einmal seine Lieblingsrolle spielen und sagen: „Toll war es, selber schuld, dass Sie nicht als einer der happy few dabei waren!“ Denn das Programm der vier jungen Musiker, die schon seit 1991 in dieser Formation zusammenspielen, war dann doch allzu unsinnlich, um Begeisterung auszulösen.

„Zabriskie Point“ hieß ein Film von Michelangelo Antonioni, über den der Filmkritiker James Monaco sehr treffend schrieb, er sei „ein kritisches, aber verhältnismäßig treffendes Porträt des Amerikas der späten 60er Jahre“, wirke heute aber „furchtbar veraltet.“ Man kann sich schon denken, warum die Band sich nach diesem Arthousefilm benannt hat, denn seine spektakulärste Sequenz ist eine riesige Explosion, die in extremer Zeitlupe gezeigt wird, so dass scheinbar endlos die Trümmer eines Wüstenhauses auf die Kamera zufliegen.

Eine Metapher für die atomare Apokalypse natürlich, aber für diese deutsche Jazzband auch ein Modell, nachdem sie ihren Stil entwickelten, denn wie solch eine scheinbar nie endende slowmotion klingen auch ihre Improvisationen. Da wird ein Thema, oft auch nur ein Ostinato, ständig wiederholt, Gitarrist Christian Kögel entwickelt darauf Solopassagen im Stil von Terje Rypdal, Vibraphonist Rupert Stamm verändert das Thema durch winzige Verschiebungen, Andreas Walter zupft dazu einen mit viel Elektronik verfremdeten Kontrabass und Schlagzeuger Jochen Krämer bemüht sich um einen modernen Drum'n'bass-Sound, indem er oft auf einer Plastikkugel trommelt, die sich wie eine Mischung aus Tabla, Conga und Teekanne anhört.

Zuerst ist dieser konsequente Stil durchaus faszinierend, obwohl man nie wirklich so in die Stücke hineingezogen wird, wie dies bei anderen Musikern der Fall ist, die durch Wiederholungen das Publikum dazu zwingen, auf jede Nuance zu achten. Wenn man hier genau zuhörte, merkte man schnell, dass die musikalischen Möglichkeiten der Band begrenzt sind. Kögel und Walter hatten zwar eine Vielzahl von Pedalen und Reglern vor sich liegen, aber der Sound der Band blieb im Grunde immer gleich. Und auch die Kompositionen unterschieden sich so minimal voneinander, dass man hier wirklich sagen konnte: „Hat man eine gehört, hat man alle gehört.“ Dass die vier dazu recht verkniffen wirkten, mag an den fast leeren Sitzreihen vor ihnen gelegen haben. Aber gute Laune verbreitet ihr Minimal-Jazz wohl auch in seinen besseren Zeiten nicht. Auf dem Rückweg vom KITO tönte übrigens aus dem „Moody“ die „live-musik“ der „Texas Boogie Connection“ auf den Vorhof des Vegesacker Bahnhofs. Und auch wenn hier die alten Blues-Klischees zu x-ten Mal wiederholt wurden, war man dankbar für das bisschen Spielfreude und Stimmung, die da aus der (natürlich vollbesetzten) Kneipe schallte.

Beiden Gruppen fehlte jeweils völlig, was die andere auszeichnete. Aber wenn etwa der Harmonikaspieler der „Boogie Connection“ ein wenig in die tranige Soundsuppe von „Zabriskie Point“ gespuckt hätte, hätte dies ein spannender Auftritt werden können. hip