up over
: IOC will Fiskuswerfen

Alles nackicht

Olympisches Freistil-Ringen unter den Augen, aus Aus- wie in Intralien, Spritzenleistung im Einzel wie im Doppel, tolle Frühform unserer Zuschauer im Gesichtheben. Soweit unsere Zusammenfassung von der Vorrunde im Lustigsein der Männer.

Auch bei den Damen interessante Neuerungen: Statt des ursprünglich geplanten „David-Hasselhoff-seine-Freundin-ihren-Hintern-ähnlich-aussehen“ heißt das nun doch Beach-Volleyball. Andersrum der politisch korrekte Erfolg einer australischen Aborigine in Vollgummi. Wie heißt das, wenn imTiefkühlfach ne Presswurscht ausrutscht? Hacklschorsch, und das ist eine Sportmode, die bisher nur im engeren Kreis der Latexfreunde Nachahmer fand.

Dies zu den Olympischen Spielen in Australien. Ohne Doping wäre es noch schlimmer; dann gäbe es außerhalb des Sportberichterstattungsghettos überhaupt nichts zu talken. Alles, was von da unten kommt, scheint ordentlich auf- und zubereitet, journalistisch sorgfältig, hübsche Bilder, sinnstiftende neue Digitricks, tapfer im Verzicht auf Sensationshascherei. Kurz. Sturzlangweilig.

Lecker Sensations-Hasch dagegen bei „Big Brother“; es wird gekifft und auch nominiert. Da geht’s überhaupt zu, wie wir uns das olympische Dorf zu Zeiten hermetischen Umschlusses durch DDR-Staatstrainer vorstellen. Wer die frisch nominierte Marion weinen sah, der weiß wieder, dass Dabeisein alles ist. Hier weht olympischer Geist, nicht in Sydney. Die Wucht, mit der das Fernsehen die Spiele sich gefügig machte, ist viel und lamentös behandelt worden. Vom Untergang unspektakulärer Randsportarten, vom mehrfach tödlichen Zwang zum Doping, von der Aushöhlung des Amateurgedankens schien ausreichend geredet. Von wegen. Wenn die begriffen hätten, ginge das ja so:

Willkommen zu den Spielen im Zeichen von Audi plus Reservereifen. Wie schon im alten Athen: alles nackicht. Am Ende vom Marathonlauf fällt einer tot um. Für die Wettbewerbe unterbrechen die beteiligten Nationen ihre anstehenden Kriege; dafür dürfen rassisch minderwertige Völker aber auch nicht mitmachen und parallel weiterbekriegt werden. Bitte beachten Sie auch unsere Kaufempfehlungen im blauen Band an der Bildunterkante; deutsche Handballer: abstoßen; van-Almsick-Vorzüge: Depot auflösen; Ruderpapiere zukaufen, unbedingt neue Pferde-Fonds auflegen. Nach Indianapolis gibt es keinen Grund mehr, Schumi ein paar Ovalrunden auf Tartan zu verweigern; das bringt die fünffache Quote. Während man innen Traditionssportarten wie Diskuswerfen wahlweise um Steuerhinterziehen der Männer (Fiskuswerfen) oder aua-kaputt-ans-Knie-packen (Meniskuswerfen) ergänzt.

Man kann aber auch alles so lassen wie es ist. Dann haben die notgeborenen, außerhalb großer Turniere stattfindenden Programmereignisse das Original eben überholt. Wenn mal gar nichts anderes läuft, kann man ja ein bisschen Olympia gucken. Mittelfristig hat suboptimale Quotenausbeute ja den Effekt, dass TV-Rechte bei den Öffentlich-Rechtlichen bleiben dürfen.

FRIEDRICH KÜPPERSBUSCH