Strom und Rendite

10 Jahre Gedea: Der Beweis, dass der Atomausstieg nichts kosten muss. Mit 1.000 Mark Einlage werden 2.000 Kilowattstunden Ökostrom produziert
von BERNWARD JANZING

Wer den persönlichen Ausstieg aus der Atomenergie sucht, hat zwei Möglichkeiten. Erstens: Er wechselt seinen Stromversorger zu Gunsten eines Lieferanten von Ökostrom. Zweitens: Er erzeugt seinen eigenen Strom regenerativ – was dank professioneller Anbieter von Beteiligungsanlagen ebenso problemlos möglich ist. Ein solcher Anbieter ist „Gedea“, die Gesellschaft für dezentrale Energieanlagen, ein Ableger der Schönauer „Stromrebellen“. Am heutigen 2. Oktober wird die Gedea zehn Jahre alt. Sie ist damit älter als das Stromeinspeisungsgesetz, das den ersten Boom der erneuerbaren Energien in Deutschland auslöste.

Gedea-Geschäftsführer Dieter Schäfer präsentiert den Anlegern gern deren ökologische Rendite. Jeder Investor erhält alljährlich eine persönliche Bilanz zugeschickt, die ihm zeigt, wie viel Ökostrom mit seinem Geld erzeugt wurde. Und die Statistik kann sich sehen lassen. Wer in die Wasserkraft investiert, erhält für nur 1.000 Mark Einlage alljährlich bis zu 2.000 Kilowattstunden Ökostrom. Bei Wind sind bis zu 3.000 Kilowattstunden drin – ja nach Erträgen der jeweiligen Anlage und der Eigenkapitalquote des spezifischen Projektes.

Somit kann ein energiebewusster Haushalt mit einer einmaligen Investition von 1.000 Mark problemlos den Atomausstieg im privaten Heim schaffen. Denn ein sparsamer Haushalt kommt mit 2.000 Kilowattstunden aus. Wer seinen kompletten Stromverbrauch decken will, also auch das, was er am Arbeitsplatz benötigt, was seine Bahnfahrt verbraucht oder was sein Pro-Kopf-Anteil am Verbrauch der Industrie ausmacht, der muss auf 6.700 Kilowattstunden jährlich kommen. Auch das schaffen viele Investoren der Gedea – und sind damit komplett atomstromfrei. Und da es bei vielen Projekten auch noch eine brauchbare Verzinsung des Kapitals gibt, beweist die Gedea immer wieder: Der Atomausstieg muss nicht zwangsläufig einen Haufen Geld kosten, im Gegenteil: Er kann sogar eine Rendite bringen.

Besonders das Renommierprojekt der Gedea rechnet sich auch ökonomisch. In Linach im Schwarzwald hat die Gesellschaft ein historisches Wasserkraftwerk aus den Zwanzigerjahren reaktiviert, das 30 Jahre lang stillstand. Es habe im vergangenen Jahr 1,2 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt und komme auf sechs Prozent Rendite jährlich, rechnet Schäfer vor. Dieser Ertrag ist für Privatleute, die ihr Geld ansonsten auf die Bank tragen würden, zweifellos attraktiv. Dass das Werk bis 1998 dennoch stillstand, hat einen Grund: Die großen Stromversorger geben sich mit solchen Margen nicht zufrieden; sie fangen zumeist mit Projekten, die das Eigenkapital nicht zweistellig verzinsen, überhaupt gar nicht erst an.

Zehn Millionen Kilowattstunden Strom wird die Gedea in diesem Jahr aus erneuerbaren Energien – Wind, Wasser und Biomasse – erzeugen. Rund 500 Anteilseigner sind derzeit an den Projekten beteiligt. Auch aktuell hat die Gedea wieder mehrere Projekte in Planung. In Bad Kreuznach stehe ein Wasserkraftprojekt vor der Realisierung, sagt Schäfer, in Hüfingen im Schwarzwald-Baar-Kreis laufen bereits zwei Wasserkraftanlagen, die in einer Gesellschaft zusammengefasst sind und derzeit noch für Investoren offen stehen. Auch in Sachen Wind gebe es nach dem Grünen Heiner bei Stuttgart und dem Kandrich im Hunsrück Nachfolgeprojekte, kündigt Schäfer an.

Seine Idee ist ein „lokaler Strommarkt“. Wenn Bürger vor Ort in Regenerativ-Projekte investieren, müsse man weniger Strom quer durch Europa transportieren. Zudem setzt Schäfer auch auf persönliche Identifizierung der Bürger mit ihren Projekten. So machten bei der Einweihung des Linach-Wasserkraftwerks vor fast zwei Jahren die Bürger der Gemeinde ein Volksfest daraus, mit Gesangverein und Musikkapelle. Alles das bleibt den Bürgern verwehrt, wenn sie anonymen grünen Strom beziehen.

Somit hat die Gedea sich die Prinzipien der Schönauer „Stromrebellen“ erhalten, obwohl sie bereits 1997 aus Südbaden ins württembergische Murrhardt umgezogen ist. Denn auch bei den Schönauer Elektrizitätswerken, die ihren sauberen Strom heute bundesweit sehr erfolgreich verkaufen, heißt das Motto seit jeher: Anlagen vor Ort bauen. Sobald in einer Region genug Kunden zusammenkommen, bauen die Elektrizitätswerke jeweils verbrauchernah Solaranlagen oder Blockheizkraftwerke.

Natürlich waren nicht alle Projekte der Gedea ein ökonomischer Erfolg. Manche waren dennoch nötig, um eine neue Technik voranzubringen – so war die Gedea nie ein ausschließlich knallhart kalkulierendes Unternehmen, sondern immer auch eines, das sich an den Idealen, am großen Ziel Energiewende orientierte. Eine Biogasanlage zum Beispiel, die 1993 realisiert wurde, erwies sich als „Problemkind“. Sieben Jahre später laufen vergleichbare Anlagen profitabel – dank solcher Pioniere wie Gedea.

Und das will sie auch immer bleiben: Pionier, Wegbereiter für neue Ideen und Technologien. Man müsse dabei die Balance finden, sagt Schäfer, zwischen dem ökonomischen Erfolg und den umweltpolitischen Zielen. Bislang hat die Gedea das gut gemeistert. Um auch Investoren an diesem Prinzip zu beteiligen, hat die Gedea noch eine weitere Gesellschaft gegründet: Die Betriebs- und Beteiligungs-KG ist an zahlreichen Gedea-Projekten beteiligt und hilft mit, jeweils neue Anlagen anzuschieben. Für den Investor gibt sich somit eine Risikostreuung. Er ist an ökonomisch unattraktiveren, aber auch innovativen Projekten gleichermaßen beteiligt wie an den einträglichen. Und damit die Investoren wissen, was ihr Geld im Vorjahr bewegt hat, bekommen sie auch für diese Gesellschaft ihre ökologische Rendite in Kilowattstunden alljährlich mitgeteilt.

Auf diesen Vorsprung gegenüber vielen anderen Gesellschaften, die Kraftwerksbeteiligungen ausschließlich als Kapitalanlage vermarkten, ist Schäfer besonders stolz.

Gedea, Gesellschaft für dezentrale Energieanlagen, Brennäckerstraße 7, 71540 Murrhardt, Telefon (0 71 92) 90 01 88, Fax (0 71 92) 90 01 89

Hinweis:Zehn Millionen Kilowattstunden Strom wird Gedea in diesem Jahr aus den erneuerbaren Energien Wind, Wasser und Biomasse erzeugen