Mobil gegen Atomkraft

■ Tag X: Hamburger AKW-Gegner beraten über Aktionen gegen Castor-Transporte. Auch aus Stade sollen bald Brennstäbe rollen

Die geplante Wiederaufnahme von Castor-Transporten voller Atommüll ruft auch in Hamburg die Atomkraftgegner auf den Plan. Das Anti-Atom-Büro und weitere Gruppen wollen heute Abend erneut über „vielfältige Aktionen gegen diese rot-grüne Provokation“ beraten. Ziel sind bundesweit organisierte Proteste am Tag X vor dem AKW Philippsburg in Baden-Württemberg.

Von dort soll vermutlich Ende Oktober – der exakte Termin steht noch nicht fest – der erste Castor-Transport seit zweieinhalb Jahren starten. Ziel ist die französische Anlage La Hague in der Normandie, wo die abgebrannten Brennstäbe wiederaufgearbeitet werden sollen. Ohne Transport müsste der Meiler Philippsburg, dessen Lagerbecken wegen des bisherigen Transportstopps nahezu voll sind, bereits im nächsten Jahr zwangsweise abgeschaltet werden.

In einer vergleichbaren Situation ist auch das AKW in Stade, dem die Schließung wegen Überfüllung droht. Jedoch haben die gemeinsamen Betreiber Hamburgische Electricitäts-Werke und E.ON beim Bundesamt für Strahlenschutz in Salzgitter (BfS) bereits Genehmigungen für Castor-Transporte noch in diesem Jahr beantragt. Vor dem Ende der EXPO in Hannover am Monatsende ist allerdings nicht mit Transporten quer durch Niedersachsen zu rechnen.

Das Kraftwerk Stade sei darauf angewiesen, vor der nächsten Revision im Frühjahr kommenden Jahres verstrahlte Brennelemente abzutransportieren, räumte E.ON-Sprecherin Helga Lübs kürzlich ein. Andernfalls könnte der Betrieb des zweitältesten deutschen Atommeilers nur noch mit gedrosselter Leistung aufrechterhalten werden.

Seit dem 1998 bekannt gewordenen Skandal um verunreinigte Atommüll-Behälter gab es in Deutschland keine Castor-Transporte mehr. Im Januar genehmigte das BfS fünf innerdeutsche Transporte aus den süddeutschen Kraftwerken Biblis, Neckarwestheim und Philippsburg in das Zwischenlager Ahaus. Für diese Transporte ist aber bisher kein exakter Termin bekannt. Zahlreiche weitere Kraftwerke haben solche Transporte seit Monaten beantragt.

Die Betreiber des Atommeilers Stade stellten darüber hinaus vor wenigen Wochen den Antrag, verstrahlte Brennelemente alternativ direkt ins Zwischenlager Gorleben im Wendland zu bringen. „Das ist rein vorsorglich, wenn es für die Transporte in die Wiederaufarbeitung kein schnelles Okay geben sollte“, erklärte Lübs.

Sven-Michael Veit

Mobilisierungstreffen heute, 20 Uhr, Rote Flora, Infos beim Anti-Atom-Büro, Tel.: 390 92 22.